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1:1
Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem
Sohn Gottes,
1:2
wie geschrieben steht in den Propheten: "Siehe, ich sende
meinen Engel vor dir her, der da bereite deinen Weg vor dir."
1:3
"Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet
den Weg des HERRN, macht seine Steige richtig!"
1:4
Johannes, der war in der Wüste, taufte und predigte von der
Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden.
1:5
Und es ging zu ihm hinaus das ganze jüdische Land und die von
Jerusalem und ließen sich alle von ihm taufen im Jordan und
bekannten ihre Sünden.
1:6
Johannes aber war bekleidet mit Kamelhaaren und mit einem
ledernen Gürtel um seine Lenden, und aß Heuschrecken und wilden
Honig;
1:7
und er predigte und sprach: Es kommt einer nach mir, der ist
stärker denn ich, dem ich nicht genugsam bin, daß ich mich vor
ihm bücke und die Riemen seiner Schuhe auflöse.
1:8
Ich taufe euch mit Wasser; aber er wird euch mit dem Heiligen
Geist taufen.
1:9
Und es begab sich zu der Zeit, daß Jesus aus Galiläa von
Nazareth kam und ließ sich taufen von Johannes im Jordan.
1:10
Und alsbald stieg er aus dem Wasser und sah, daß sich der
Himmel auftat, und den Geist gleich wie eine Taube herabkommen
auf ihn.
1:11
Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber
Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.
1:12
Und alsbald trieb ihn der Geist in die Wüste,
1:13
und er war allda in der Wüste 40 Tage und ward versucht von
dem Satan und war bei den Tieren, und die Engel dienten ihm.
1:14
Nachdem aber Johannes überantwortet war, kam Jesus nach
Galiläa und predigte das Evangelium vom Reich Gottes
1:15
und sprach: Die Zeit ist erfüllet, und das Reich Gottes ist
herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!
1:16
Da er aber am Galiläischen Meer ging, sah er Simon und
Andreas, seinen Bruder, daß sie ihre Netze ins Meer warfen; denn
sie waren Fischer.
1:17
Und Jesus sprach zu ihnen: Folget mir nach; ich will euch zu
Menschenfischern machen!
1:18
Alsobald verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.
1:19
Und da er von da ein wenig weiterging, sah er Jakobus, den
Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, daß sie die Netze
im Schiff flickten; und alsbald rief er sie.
1:20
Und sie ließen ihren Vater Zebedäus im Schiff mit den
Tagelöhnern und folgten ihm nach.
1:21
Und sie gingen gen Kapernaum; und alsbald am Sabbat ging er
in die Schule und lehrte.
1:22
Und sie entsetzten sich über seine Lehre; denn er lehrte
gewaltig und nicht wie die Schriftgelehrten.
1:23
Und es war in ihrer Schule ein Mensch, besessen von einem
unsauberen Geist, der schrie
1:24
und sprach: Halt, was haben wir mit dir zu schaffen, Jesus
von Nazareth? Du bist gekommen, uns zu verderben. Ich weiß wer du
bist: der Heilige Gottes.
1:25
Und Jesus bedrohte ihn und sprach: Verstumme und fahre aus
von ihm!
1:26
Und der unsaubere Geist riß ihn und schrie laut und fuhr aus
von ihm.
1:27
Und sie entsetzten sich alle, also daß sie untereinander
sich befragten und sprachen: Was ist das? Was ist das für eine
neue Lehre? Er gebietet mit Gewalt den unsauberen Geistern, und
sie gehorchen ihm.
1:28
Und sein Gerücht erscholl alsbald umher in das galiläische
Land.
1:29
Und sie gingen alsbald aus der Schule und kamen in das Haus
des Simon und Andreas mit Jakobus und Johannes.
1:30
Und die Schwiegermutter Simons lag und hatte das Fieber; und
alsbald sagten sie ihm von ihr.
1:31
Und er trat zu ihr und richtete sie auf und hielt sie bei
der Hand; und das Fieber verließ sie, und sie diente ihnen.
1:32
Am Abend aber, da die Sonne untergegangen war, brachten sie
zu ihm allerlei Kranke und Besessene.
1:33
Und die ganze Stadt versammelte sich vor der Tür.
1:34
Und er half vielen Kranken, die mit mancherlei Seuchen
beladen waren, und trieb viele Teufel aus und ließ die Teufel
nicht reden, denn sie kannten ihn.
1:35
Und des Morgens vor Tage stand er auf und ging hinaus. Und
Jesus ging in eine wüste Stätte und betete daselbst.
1:36
Und Petrus mit denen, die bei ihm waren, eilten ihm nach.
1:37
Und da sie ihn fanden, sprachen sie zu ihm: Jedermann sucht
dich.
1:38
Und er sprach zu ihnen: Laßt uns in die nächsten Städte
gehen, daß ich daselbst auch predige; denn dazu bin ich gekommen.
1:39
Und er predigte in ihren Schulen in ganz Galiläa und trieb
die Teufel aus.
1:40
Und es kam zu ihm ein Aussätziger, der bat ihn, kniete vor
ihm und sprach: Willst du, so kannst du mich wohl reinigen.
1:41
Und es jammerte Jesum, und er reckte die Hand aus, rührte
ihn an und sprach: Ich will's tun; sei gereinigt!
1:42
Und als er so sprach, ging der Aussatz alsbald von ihm, und
er ward rein.
1:43
Und Jesus bedrohte ihn und trieb ihn alsbald von sich
1:44
und sprach zu ihm: Siehe zu, daß du niemand davon sagest;
sondern gehe hin und zeige dich dem Priester und opfere für deine
Reinigung, was Mose geboten hat, zum Zeugnis über sie.
1:45
Er aber, da er hinauskam, hob er an und sagte viel davon und
machte die Geschichte ruchbar, also daß er hinfort nicht mehr
konnte öffentlich in die Stadt gehen; sondern er war draußen in
den wüsten Örtern, und sie kamen zu ihm von allen Enden.
2:1
Und über etliche Tage ging er wiederum gen Kapernaum; und es
ward ruchbar, daß er im Hause war.
2:2
Und alsbald versammelten sich viele, also daß sie nicht Raum
hatten auch draußen vor der Tür; und er sagte ihnen das Wort.
2:3
Und es kamen etliche zu ihm, die brachten einen
Gichtbrüchigen, von vieren getragen.
2:4
Und da sie nicht konnten zu ihm kommen vor dem Volk, deckten
sie das Dach auf, da er war, und gruben's auf und ließen das Bett
hernieder, darin der Gichtbrüchige lag.
2:5
Da aber Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem
Gichtbrüchigen: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.
2:6
Es waren aber etliche Schriftgelehrte, die saßen allda und
gedachten in ihrem Herzen:
2:7
Wie redet dieser solche Gotteslästerung? Wer kann Sünden
vergeben denn allein Gott?
2:8
Und Jesus erkannte alsbald in seinem Geist, daß sie also
gedachten bei sich selbst, und sprach zu Ihnen: Was denkt ihr
solches in eurem Herzen?
2:9
Welches ist leichter: zu dem Gichtbrüchigen zu sagen: Dir
sind deine Sünden vergeben, oder: Stehe auf, nimm dein Bett und
wandle?
2:10
Auf das ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Macht hat, zu
vergeben die Sünden auf Erden, (sprach er zu dem Gichtbrüchigen):
2:11
Ich sage dir, stehe auf, nimm dein Bett und gehe heim!
2:12
Und alsbald stand er auf, nahm sein Bett und ging hinaus vor
allen, also daß sie sich entsetzten und priesen Gott und
sprachen: Wir haben solches noch nie gesehen.
2:13
Und er ging wiederum hinaus an das Meer; und alles Volk kam
zu ihm, und er lehrte sie.
2:14
Und da Jesus vorüberging, sah er Levi, den Sohn des Alphäus,
am Zoll sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach! Und er stand
auf und folgte ihm nach.
2:15
Und es begab sich, da er zu Tische saß in seinem Hause,
setzten sich viele Zöllner und Sünder zu Tische mit Jesu und
seinen Jüngern; denn ihrer waren viele, die ihm nachfolgten.
2:16
Und die Schriftgelehrten und Pharisäer, da sie sahen, daß er
mit den Zöllnern und Sündern aß, sprachen sie zu seinen Jüngern:
Warum ißt und trinkt er mit den Zöllnern und Sündern?
2:17
Da das Jesus hörte, sprach er zu ihnen: Die Starken bedürfen
keines Arztes, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, zu rufen
die Sünder zur Buße, und nicht die Gerechten.
2:18
Und die Jünger des Johannes und der Pharisäer fasteten viel;
und es kamen etliche, die sprachen zu ihm: Warum fasten die
Jünger des Johannes und der Pharisäer, und deine Jünger fasten
nicht?
2:19
Und Jesus sprach zu ihnen: Wie können die Hochzeitsleute
fasten, dieweil der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der
Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten.
2:20
Es wird aber die Zeit kommen, daß der Bräutigam von ihnen
genommen wird; dann werden sie fasten.
2:21
Niemand flickt einen Lappen von neuem Tuch an ein altes
Kleid; denn der neue Lappen reißt doch vom alten, und der Riß
wird ärger.
2:22
Und niemand faßt Most in alte Schläuche; sonst zerreißt der
Most die Schläuche, und der Wein wird verschüttet, und die
Schläuche kommen um. Sondern man soll Most in neue Schläuche
fassen.
2:23
Und es begab sich, daß er wandelte am Sabbat durch die Saat;
und seine Jünger fingen an, indem sie gingen, Ähren auszuraufen.
2:24
Und die Pharisäer sprachen zu ihm: Siehe zu, was tun deine
Jünger am Sabbat, das nicht recht ist?
2:25
Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen was David tat,
da es ihm not war und ihn hungerte samt denen, die bei ihm waren?
2:26
Wie er ging in das Haus Gottes zur Zeit Abjathars, des
Hohenpriesters, und aß die Schaubrote, die niemand durfte essen,
denn die Priester, und er gab sie auch denen, die bei ihm waren?
2:27
Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen
willen gemacht, und nicht der Mensch um des Sabbat willen.
2:28
So ist des Menschen Sohn ein HERR auch des Sabbats.
3:1
Und er ging abermals in die Schule. Und es war da ein Mensch,
der hatte eine verdorrte Hand.
3:2
Und sie lauerten darauf, ob er auch am Sabbat ihn heilen
würde, auf daß sie eine Sache wider ihn hätten.
3:3
Und er sprach zu dem Menschen mit der verdorrten Hand: Tritt
hervor!
3:4
Und er sprach zu ihnen: Soll man am Sabbat Gutes tun oder
Böses tun, das Leben erhalten oder töten? Sie aber schwiegen
still.
3:5
Und er sah sie umher an mit Zorn und ward betrübt über ihr
verstocktes Herz und sprach zu dem Menschen: Strecke deine Hand
aus! Und er streckte sie aus; und die Hand ward ihm gesund wie
die andere.
3:6
Und die Pharisäer gingen hinaus und hielten alsbald einen Rat
mit des Herodes Dienern über ihn, wie sie ihn umbrächten.
3:7
Aber Jesus entwich mit seinen Jüngern an das Meer; und viel
Volks folgte ihm nach aus Galiläa und aus Judäa
3:8
und von Jerusalem und aus Idumäa und von jenseits des
Jordans, und die um Tyrus und Sidon wohnen, eine große Menge, die
seine Taten hörten, und kamen zu ihm.
3:9
Und er sprach zu seinen Jüngern, daß sie ihm ein Schifflein
bereit hielten um des Volkes willen, daß sie ihn nicht drängten.
3:10
Denn er heilte ihrer viele, also daß ihn überfielen alle,
die geplagt waren, auf daß sie ihn anrührten.
3:11
Und wenn ihn die unsauberen Geister sahen, fielen sie vor
ihm nieder, schrieen und sprachen: Du bist Gottes Sohn!
3:12
Und er bedrohte sie hart, daß sie ihn nicht offenbar
machten.
3:13
Und er ging auf einen Berg und rief zu sich, welche er
wollte, und die gingen hin zu ihm.
3:14
Und er ordnete die Zwölf, daß sie bei ihm sein sollten und
daß er sie aussendete, zu predigen,
3:15
und daß sie Macht hätten, die Seuchen zu heilen und die
Teufel auszutreiben.
3:16
Und gab Simon den Namen Petrus;
3:17
und Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, den Bruder
des Jakobus, und gab ihnen den Namen Bnehargem, das ist gesagt:
Donnerskinder;
3:18
und Andreas und Philippus und Bartholomäus und Matthäus und
Thomas und Jakobus, des Alphäus Sohn, und Thaddäus und Simon von
Kana
3:19
und Judas Ischariot, der ihn verriet.
3:20
Und sie kamen nach Hause, und da kam abermals das Volk
zusammen, also daß sie nicht Raum hatten, zu essen.
3:21
Und da es die Seinen hörten, gingen sie aus und wollten ihn
halten; denn sie sprachen: Er ist von Sinnen.
3:22
Die Schriftgelehrten aber, die von Jerusalem herabgekommen
waren, sprachen: Er hat den Beelzebub, und durch den obersten
Teufel treibt er die Teufel aus.
3:23
Und er rief sie zusammen und sprach zu ihnen in
Gleichnissen: Wie kann ein Satan den anderen austreiben?
3:24
Wenn ein Reich mit sich selbst uneins wird, kann es nicht
bestehen.
3:25
Und wenn ein Haus mit sich selbst uneins wird, kann es nicht
bestehen.
3:26
Setzt sich nun der Satan wider sich selbst und ist mit sich
selbst uneins, so kann er nicht bestehen, sondern es ist aus mit
ihm.
3:27
Es kann niemand einem Starken in sein Haus fallen und seinen
Hausrat rauben, es sei denn, daß er zuvor den Starken binde und
alsdann sein Haus beraube.
3:28
Wahrlich, ich sage euch: Alle Sünden werden vergeben den
Menschenkindern, auch die Gotteslästerungen, womit sie Gott
lästern;
3:29
wer aber den Heiligen Geist lästert, der hat keine Vergebung
ewiglich, sondern ist schuldig des ewigen Gerichts.
3:30
Denn sie sagten: Er hat einen unsauberen Geist.
3:31
Und es kam seine Mutter und seine Brüder und standen
draußen, schickten zu ihm und ließen ihn rufen.
3:32
Und das Volk saß um ihn. Und sie sprachen zu ihm: Siehe,
deine Mutter und deine Brüder draußen fragen nach dir.
3:33
Und er antwortete ihnen und sprach: Wer ist meine Mutter und
meine Brüder?
3:34
Und er sah rings um sich auf die Jünger, die im Kreise
saßen, und sprach: Siehe, das ist meine Mutter und meine Brüder!
3:35
Denn wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine
Schwester und meine Mutter.
4:1
Und er fing abermals an, zu lehren am Meer. Und es
versammelte sich viel Volks zu ihm, also daß er mußte in ein
Schiff treten und auf dem Wasser sitzen; und alles Volk stand auf
dem Lande am Meer.
4:2
Und er predigte ihnen lange durch Gleichnisse; und in seiner
Predigt sprach er zu ihnen:
4:3
Höret zu! Siehe, es ging ein Sämann aus, zu säen.
4:4
Und es begab sich, indem er säte, fiel etliches an den Weg;
da kamen die Vögel unter dem Himmel und fraßen's auf.
4:5
Etliches fiel in das Steinige, wo es nicht viel Erde hatte;
und ging bald auf, darum daß es nicht tiefe Erde hatte.
4:6
Da nun die Sonne aufging, verwelkte es, und dieweil es nicht
Wurzel hatte verdorrte es.
4:7
Und etliches fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen
empor und erstickten's, und es brachte keine Frucht.
4:8
Und etliches fiel auf ein gutes Land und brachte Frucht, die
da zunahm und wuchs; etliches trug dreißigfältig und etliches
sechzigfältig und etliches hundertfältig.
4:9
Und er sprach zu ihnen: Wer Ohren hat, zu hören, der höre!
4:10
Und da er allein war, fragten ihn um dies Gleichnis, die um
ihn waren, mitsamt den Zwölfen.
4:11
Und er sprach zu ihnen: Euch ist's gegeben, das Geheimnis
des Reiches Gottes zu wissen; denen aber draußen widerfährt es
alles nur durch Gleichnisse,
4:12
auf daß sie es mit sehenden Augen sehen, und doch nicht
erkennen, und mit hörenden Ohren hören, und doch nicht verstehen,
auf daß sie sich nicht dermaleinst bekehren und ihre Sünden ihnen
vergeben werden.
4:13
Und er sprach zu ihnen: Verstehet ihr dies Gleichnis nicht,
wie wollt ihr denn die andern alle verstehen?
4:14
Der Sämann sät das Wort.
4:15
Diese sind's aber, die an dem Wege sind: Wo das Wort gesät
wird und sie es gehört haben, so kommt alsbald der Satan und
nimmt weg das Wort, das in ihr Herz gesät war.
4:16
Also auch die sind's, bei welchen aufs Steinige gesät ist:
wenn sie das Wort gehört haben, nehmen sie es alsbald mit Freuden
auf,
4:17
und haben keine Wurzel in sich, sondern sind wetterwendisch;
wenn sich Trübsal oder Verfolgung um des Wortes willen erhebt, so
ärgern sie sich alsbald.
4:18
Und diese sind's, bei welchen unter die Dornen gesät ist:
die das Wort hören,
4:19
und die Sorgen dieser Welt und der betrügerische Reichtum
und viele andere Lüste gehen hinein und ersticken das Wort, und
es bleibt ohne Frucht.
4:20
Und diese sind's, bei welchen auf ein gutes Land gesät ist:
die das Wort hören und nehmen's an und bringen Frucht, etliche
dreißigfältig und etliche sechzigfältig und etliche
hundertfältig.
4:21
Und er sprach zu ihnen: Zündet man auch ein Licht an, daß
man es unter einen Scheffel oder unter einen Tisch setze?
Mitnichten, sondern daß man's auf einen Leuchter setze.
4:22
Denn es ist nichts verborgen, das es nicht offenbar werde,
und ist nichts Heimliches, das nicht hervorkomme.
4:23
Wer Ohren hat, zu hören, der höre!
4:24
Und er sprach zu ihnen: Sehet zu, was ihr höret! Mit
welcherlei Maß ihr messet, wird man euch wieder messen, und man
wird noch zugeben euch, die ihr dies hört.
4:25
Denn wer da hat, dem wird gegeben; und wer nicht hat, von
dem wird man nehmen, auch was er hat.
4:26
Und er sprach: Das Reich Gottes hat sich also, als wenn ein
Mensch Samen aufs Land wirft
4:27
und schläft und steht auf Nacht und Tag; und der Same geht
auf und wächst, daß er's nicht weiß.
4:28
Denn die Erde bringt von selbst zum ersten das Gras, darnach
die Ähren, darnach den vollen Weizen in den Ähren.
4:29
Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er bald
die Sichel hin; denn die Ernte ist da.
4:30
Und er sprach: Wem wollen wir das Reich Gottes vergleichen,
und durch welch Gleichnis wollen wir es vorbilden?
4:31
Gleichwie ein Senfkorn, wenn das gesät wird aufs Land, so
ist's das kleinste unter allen Samen auf Erden;
4:32
und wenn es gesät ist, so nimmt es zu und wird größer denn
alle Kohlkräuter und gewinnt große Zweige, also daß die Vögel
unter dem Himmel unter seinem Schatten wohnen können.
4:33
Und durch viele solche Gleichnisse sagte er ihnen das Wort,
nach dem sie es hören konnten.
4:34
Und ohne Gleichnis redete er nichts zu ihnen; aber
insonderheit legte er's seinen Jüngern alles aus.
4:35
Und an demselben Tage des Abends sprach er zu ihnen: Laßt
uns hinüberfahren.
4:36
Und sie ließen das Volk gehen und nahmen ihn, wie er im
Schiff war; und es waren mehr Schiffe bei ihm.
4:37
Und es erhob sich ein großer Windwirbel und warf Wellen in
das Schiff, also daß das Schiff voll ward.
4:38
Und er war hinten auf dem Schiff und schlief auf einem
Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister,
fragst du nichts darnach, daß wir verderben?
4:39
Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem
Meer: Schweig und verstumme! Und der Wind legte sich, und es ward
eine große Stille.
4:40
Und er sprach zu ihnen: Wie seid ihr so furchtsam? Wie, daß
ihr keinen Glauben habt?
4:41
Und sie fürchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer
ist der? denn Wind und Meer sind ihm gehorsam.
5:1
Und sie kamen jenseits des Meers in die Gegend der Gadarener.
5:2
Und als er aus dem Schiff trat, lief ihm alsbald entgegen aus
den Gräbern ein besessener Mensch mit einem unsaubern Geist,
5:3
der seine Wohnung in den Gräbern hatte; und niemand konnte
ihn binden, auch nicht mit Ketten.
5:4
Denn er war oft mit Fesseln und Ketten gebunden gewesen, und
hatte die Ketten abgerissen und die Fesseln zerrieben; und
niemand konnte ihn zähmen.
5:5
Und er war allezeit, Tag und Nacht, auf den Bergen und in den
Gräbern, schrie und schlug sich mit Steinen.
5:6
Da er aber Jesum sah von ferne, lief er zu und fiel vor ihm
nieder, schrie laut und sprach:
5:7
Was habe ich mit dir zu tun, o Jesu, du Sohn Gottes, des
Allerhöchsten? Ich beschwöre dich bei Gott, daß du mich nicht
quälest!
5:8
Denn er sprach zu ihm: Fahre aus, du unsauberer Geist, von
dem Menschen!
5:9
Und er fragte ihn: Wie heißt du? Und er antwortete und
sprach: Legion heiße ich; denn wir sind unser viele.
5:10
Und er bat ihn sehr, daß er sie nicht aus der Gegend triebe.
5:11
Und es war daselbst an den Bergen eine große Herde Säue auf
der Weide.
5:12
Und die Teufel baten ihn alle und sprachen: Laß uns in die
Säue fahren!
5:13
Und alsbald erlaubte es ihnen Jesus. Da fuhren die
unsauberen Geister aus und fuhren in die Säue; und die Herde
stürzte sich von dem Abhang ins Meer (ihrer waren aber bei
zweitausend) und ersoffen im Meer.
5:14
Und die Sauhirten flohen und verkündigten das in der Stadt
und auf dem Lande. Und sie gingen hinaus, zu sehen, was da
geschehen war,
5:15
und kamen zu Jesu und sahen den, der von den Teufeln
besessen war, daß er saß und war bekleidet und vernünftig, und
fürchteten sich.
5:16
Und die es gesehen hatten, sagten ihnen, was dem Besessenen
widerfahren war, und von den Säuen.
5:17
Und sie fingen an und baten ihn, daß er aus ihrer Gegend
zöge.
5:18
Und da er in das Schiff trat, bat ihn der Besessene, daß er
möchte bei ihm sein.
5:19
Aber Jesus ließ es nicht zu, sondern sprach zu ihm: Gehe hin
in dein Haus und zu den Deinen und verkündige ihnen, wie große
Wohltat dir der HERR getan und sich deiner erbarmt hat.
5:20
Und er ging hin und fing an, auszurufen in den zehn Städten,
wie große Wohltat ihm Jesus getan hatte; und jedermann
verwunderte sich.
5:21
Und da Jesus wieder herüberfuhr im Schiff, versammelte sich
viel Volks zu ihm, und er war an dem Meer.
5:22
Und siehe, da kam der Obersten einer von der Schule, mit
Namen Jairus; und da er ihn sah, fiel er ihm zu Füßen
5:23
und bat ihn sehr und sprach: Meine Tochter ist in den
letzten Zügen; Du wollest kommen und deine Hand auf sie legen,
daß sie gesund werde und lebe.
5:24
Und er ging hin mit ihm; und es folgte ihm viel Volks nach,
und sie drängten ihn.
5:25
Und da war ein Weib, das hatte den Blutgang zwölf Jahre
gehabt
5:26
und viel erlitten von vielen Ärzten und hatte all ihr Gut
darob verzehrt, und half ihr nichts, sondern vielmehr ward es
ärger mit ihr.
5:27
Da die von Jesu hörte, kam sie im Volk von hintenzu und
rührte sein Kleid an.
5:28
Denn sie sprach: Wenn ich nur sein Kleid möchte anrühren, so
würde ich gesund.
5:29
Und alsbald vertrocknete der Brunnen ihres Bluts; und sie
fühlte es am Leibe, daß sie von ihrer Plage war gesund geworden.
5:30
Und Jesus fühlte alsbald an sich selbst die Kraft, die von
ihm ausgegangen war, und wandte sich um zum Volk und sprach: Wer
hat meine Kleider angerührt?
5:31
Und die Jünger sprachen zu ihm: Du siehst, daß dich das Volk
drängt, und sprichst: Wer hat mich angerührt?
5:32
Und er sah sich um nach der, die das getan hatte.
5:33
Das Weib aber fürchtete sich und zitterte (denn sie wußte,
was an ihr geschehen war), kam und fiel vor ihm nieder und sagte
die ganze Wahrheit.
5:34
Er sprach aber zu ihr; Meine Tochter, Dein Glaube hat dich
gesund gemacht; gehe hin mit Frieden und sei gesund von deiner
Plage!
5:35
Da er noch also redete, kamen etliche vom Gesinde des
Obersten der Schule und sprachen: Deine Tochter ist gestorben;
was bemühst du weiter den Meister?
5:36
Jesus aber hörte alsbald die Rede, die da gesagt ward, und
sprach zu dem Obersten der Schule: Fürchte dich nicht, glaube
nur!
5:37
Und ließ niemand ihm nachfolgen denn Petrus und Jakobus und
Johannes, den Bruder des Jakobus.
5:38
Und er kam in das Haus des Obersten der Schule und sah das
Getümmel und die da weinten und heulten.
5:39
Und er ging hinein und sprach zu ihnen: Was tummelt und
weinet ihr? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft. Und
sie verlachten ihn.
5:40
Und er trieb sie alle aus und nahm mit sich den Vater des
Kindes und die Mutter die bei ihm waren, und ging hinein, da das
Kind lag,
5:41
und ergriff das Kind bei der Hand und sprach zu ihr: Talitha
kumi! das ist verdolmetscht: Mägdlein, ich sage dir stehe auf!
5:42
Und alsbald stand das Mägdlein auf und wandelte; es war aber
zwölf Jahre alt. Und sie entsetzten sich über die Maßen.
5:43
Und er verbot ihnen hart, daß es niemand wissen sollte, und
sagte, sie sollten ihr zu essen geben.
6:1
Und er ging aus von da und kam in seine Vaterstadt; und seine
Jünger folgten ihm nach.
6:2
Und da der Sabbat kam, hob er an zu lehren in ihrer Schule.
Und viele, die es hörten, verwunderten sich seiner Lehre und
sprachen: Woher kommt dem solches? Und was für Weisheit ist's,
die ihm gegeben ist, und solche Taten, die durch seine Hände
geschehen?
6:3
Ist er nicht der Zimmermann, Marias Sohn, und der Bruder des
Jakobus und Joses und Judas und Simon? Sind nicht auch seine
Schwestern allhier bei uns? Und sie ärgerten sich an ihm.
6:4
Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgend weniger
denn im Vaterland und daheim bei den Seinen.
6:5
Und er konnte allda nicht eine einzige Tat tun; außer wenig
Siechen legte er die Hände auf und heilte sie.
6:6
Und er verwunderte sich ihres Unglaubens. Und er ging umher
in die Flecken im Kreis und lehrte sie.
6:7
Und er berief die Zwölf und hob an und sandte sie je zwei und
zwei und gab ihnen Macht über die unsauberen Geister,
6:8
und gebot ihnen, daß sie nichts bei sich trügen auf dem Wege
denn allein einen Stab, keine Tasche, kein Brot, kein Geld im
Gürtel,
6:9
aber wären geschuht, und daß sie nicht zwei Röcke anzögen.
6:10
Und sprach zu ihnen: Wo ihr in ein Haus gehen werdet, da
bleibet bis ihr von dannen zieht.
6:11
Und welche euch nicht aufnehmen noch hören, da gehet von
dannen heraus und schüttelt den Staub ab von euren Füßen zu einem
Zeugnis über sie. Ich sage euch wahrlich: Es wird Sodom und
Gomorrha am Jüngsten Gericht erträglicher gehen denn solcher
Stadt.
6:12
Und sie gingen aus und predigten, man sollte Buße tun,
6:13
und trieben viele Teufel aus und salbten viele Sieche mit Öl
und machten sie gesund.
6:14
Und es kam vor den König Herodes (denn sein Name war nun
bekannt) und er sprach: Johannes der Täufer ist von den Toten
auferstanden, darum tut er solche Taten.
6:15
Etliche aber sprachen: Er ist Elia; etliche aber: Er ist ein
Prophet oder einer von den Propheten.
6:16
Da es aber Herodes hörte, sprach er: Es ist Johannes, den
ich enthauptet habe; der ist von den Toten auferstanden.
6:17
Er aber, Herodes, hatte ausgesandt und Johannes gegriffen
und ins Gefängnis gelegt um der Herodias willen, seines Bruders
Philippus Weib; denn er hatte sie gefreit.
6:18
Johannes aber sprach zu Herodes: Es ist nicht recht, daß du
deines Bruders Weib habest.
6:19
Herodias aber stellte ihm nach und wollte ihn töten, und
konnte nicht.
6:20
Herodes aber fürchtete Johannes; denn er wußte, daß er ein
frommer und heiliger Mann war; und verwahrte ihn und gehorchte
ihm in vielen Sachen und hörte ihn gern.
6:21
Und es kam ein gelegener Tag, daß Herodes auf seinen
Jahrestag ein Abendmahl gab den Obersten und Hauptleuten und
Vornehmsten in Galiläa.
6:22
Da trat hinein die Tochter der Herodias und tanzte, und
gefiel wohl dem Herodes und denen die am Tisch saßen. Da sprach
der König zu dem Mägdlein: Bitte von mir, was du willst, ich will
dir's geben.
6:23
Und er schwur ihr einen Eid: Was du wirst von mir bitten,
will ich dir geben, bis an die Hälfte meines Königreiches.
6:24
Sie ging hinaus und sprach zu ihrer Mutter: Was soll ich
bitten? Die sprach: Das Haupt Johannes des Täufers.
6:25
Und sie ging alsbald hinein mit Eile zum König, bat und
sprach: Ich will, daß du mir gebest jetzt zur Stunde auf einer
Schüssel das Haupt Johannes des Täufers.
6:26
Der König war betrübt; doch um des Eides willen und derer,
die am Tisch saßen, wollte er sie nicht lassen eine Fehlbitte
tun.
6:27
Und alsbald schickte hin der König den Henker und hieß sein
Haupt herbringen. Der ging hin und enthauptete ihn im Gefängnis
6:28
und trug her sein Haupt auf einer Schüssel und gab's dem
Mägdlein, und das Mägdlein gab's ihrer Mutter.
6:29
Und da das seine Jünger hörten, kamen sie und nahmen seinen
Leib, und legten ihn in ein Grab.
6:30
Und die Apostel kamen zu Jesu zusammen und verkündigten ihm
das alles und was sie getan und gelehrt hatten.
6:31
Und er sprach zu ihnen: Lasset uns besonders an eine wüste
Stätte gehen und ruht ein wenig. Denn ihr waren viele, die ab und
zu gingen; und sie hatten nicht Zeit genug, zu essen.
6:32
Und er fuhr da in einem Schiff zu einer wüsten Stätte
besonders.
6:33
Und das Volk sah sie wegfahren; und viele kannten ihn und
liefen dahin miteinander zu Fuß aus allen Städten und kamen ihnen
zuvor und kamen zu ihm.
6:34
Und Jesus ging heraus und sah das große Volk; und es
jammerte ihn derselben; denn sie waren wie die Schafe, die keinen
Hirten haben; und er fing an eine lange Predigt.
6:35
Da nun der Tag fast dahin war, traten seine Jünger zu ihm
und sprachen: Es ist wüst hier, und der Tag ist nun dahin;
6:36
laß sie von dir, daß sie hingehen umher in die Dörfer und
Märkte und kaufen sich Brot, denn sie haben nichts zu essen.
6:37
Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu
essen. Und sie sprachen zu ihm: Sollen wir denn hingehen und für
zweihundert Groschen Brot kaufen und ihnen zu essen geben?
6:38
Er aber sprach zu ihnen: Wieviel Brot habt ihr? Gehet hin
und sehet! Und da sie es erkundet hatten, sprachen sie: Fünf, und
zwei Fische.
6:39
Und er gebot ihnen, daß sie sich alle lagerten, tischweise,
auf das grüne Gras.
6:40
Und sie setzten sich nach Schichten, je hundert und hundert,
fünfzig und fünfzig.
6:41
Und er nahm die fünf Brote und zwei Fische, sah zum Himmel
auf und dankte und brach die Brote und gab sie den Jüngern, daß
sie ihnen vorlegten; und die zwei Fische teilte er unter sie
alle.
6:42
Und sie aßen alle und wurden satt.
6:43
Und sie hoben auf die Brocken, zwölf Körbe voll, und von den
Fischen.
6:44
Und die da gegessen hatten, waren fünftausend Mann.
6:45
Und alsbald trieb er seine Jünger, daß sie in das Schiff
träten und vor ihm hinüberführen gen Bethsaida, bis daß er das
Volk von sich ließe.
6:46
Und da er sie von sich geschafft hatte, ging er hin auf
einen Berg, zu beten.
6:47
Und am Abend war das Schiff mitten auf dem Meer und er auf
dem Lande allein.
6:48
Und er sah, daß sie Not litten im Rudern; denn der Wind war
ihnen entgegen. Und um die vierte Wache der Nacht kam er zu ihnen
und wandelte auf dem Meer;
6:49
und er wollte an ihnen vorübergehen. Und da sie ihn sahen
auf dem Meer wandeln, meinten sie, es wäre ein Gespenst, und
schrieen;
6:50
denn sie sahen ihn alle und erschraken. Aber alsbald redete
er mit ihnen und sprach zu ihnen: Seid getrost, ich bin's,
fürchtet euch nicht!
6:51
Und er trat zu ihnen ins Schiff, und der Wind legte sich.
Und sie entsetzten und verwunderten sich über die Maßen,
6:52
denn sie waren nichts verständiger geworden über den Broten,
und ihr Herz war erstarrt.
6:53
Und da sie hinübergefahren waren, kamen sie in das Land
Genezareth und fuhren an.
6:54
Und da sie aus dem Schiff traten alsbald kannten sie ihn
6:55
und liefen in alle die umliegenden Länder und hoben an, die
Kranken umherzuführen auf Betten, wo sie hörten, daß er war.
6:56
Und wo er in die Märkte oder Städte oder Dörfer einging, da
legten sie die Kranken auf den Markt und baten ihn, daß sie nur
den Saum seines Kleides anrühren möchten; und alle, die ihn
anrührten, wurden gesund.
7:1
Und es kamen zu ihm die Pharisäer und etliche von den
Schriftgelehrten, die von Jerusalem gekommen waren.
7:2
Und da sie sahen etliche seiner Jünger mit gemeinen (das ist
ungewaschenen) Händen das Brot essen, tadelten sie es.
7:3
(Denn die Pharisäer und alle Juden essen nicht, sie waschen
denn die Hände manchmal, und halten also die Aufsätze der
Ältesten;
7:4
und wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, sie waschen
sich denn. Und des Dinges ist viel, das sie zu halten haben
angenommen, von Trinkgefäßen und Krügen und ehernen Gefäßen und
Tischen zu waschen.)
7:5
Da fragten ihn nun die Pharisäer und Schriftgelehrten: Warum
wandeln deine Jünger nicht nach den Aufsätzen der Ältesten,
sondern essen das Brot mit ungewaschenen Händen?
7:6
Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Wohl fein hat von
euch Heuchlern Jesaja geweissagt, wie geschrieben steht: "Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist ferne von mir.
7:7
Vergeblich aber ist's, daß sie mir dienen, dieweil sie lehren
solche Lehre die nichts ist denn Menschengebot.
7:8
Ihr verlasset Gottes Gebot, und haltet der Menschen Aufsätze
von Krügen und Trinkgefäßen zu waschen; und desgleichen tut ihr
viel.
7:9
Und er sprach zu ihnen: Wohl fein habt ihr Gottes Gebote
aufgehoben, auf daß ihr eure Aufsätze haltet.
7:10
Denn Mose hat gesagt: "Du sollst deinen Vater und deine
Mutter ehren," und "Wer Vater oder Mutter flucht, soll des Todes
sterben."
7:11
Ihr aber lehret: Wenn einer spricht zu Vater oder Mutter
"Korban," das ist, "es ist Gott gegeben," was dir sollte von mir
zu Nutz kommen, der tut wohl.
7:12
Und so laßt ihr hinfort ihn nichts tun seinem Vater oder
seiner Mutter
7:13
und hebt auf Gottes Wort durch eure Aufsätze, die ihr
aufgesetzt habt; und desgleichen tut ihr viel.
7:14
Und er rief zu sich das ganze Volk und sprach zu ihnen:
Höret mir alle zu und fasset es!
7:15
Es ist nichts außerhalb des Menschen, das ihn könnte gemein
machen, so es in ihn geht; sondern was von ihm ausgeht, das
ist's, was den Menschen gemein macht.
7:16
Hat jemand Ohren, zu hören, der höre!
7:17
Und da er von dem Volk ins Haus kam, fragten ihn seine
Jünger um dies Gleichnis.
7:18
Und er sprach zu ihnen: Seid ihr denn auch so unverständig?
Vernehmet ihr noch nicht, daß alles, was außen ist und in den
Menschen geht, das kann ihn nicht gemein machen?
7:19
Denn es geht nicht in sein Herz, sondern in den Bauch, und
geht aus durch den natürlichen Gang, der alle Speise ausfegt.
7:20
Und er sprach: Was aus dem Menschen geht, das macht den
Menschen gemein;
7:21
denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, gehen heraus
böse Gedanken; Ehebruch, Hurerei, Mord,
7:22
Dieberei, Geiz, Schalkheit, List, Unzucht, Schalksauge,
Gotteslästerung, Hoffart, Unvernunft.
7:23
Alle diese bösen Stücke gehen von innen heraus und machen
den Menschen gemein.
7:24
Und er stand auf und ging von dannen in die Gegend von Tyrus
und Sidon; und ging da in ein Haus und wollte es niemand wissen
lassen, und konnte doch nicht verborgen sein.
7:25
Denn ein Weib hatte von ihm gehört, deren Töchterlein einen
unsauberen Geist hatte, und sie kam und fiel nieder zu seinen
Füßen
7:26
(und es war ein griechisches Weib aus Syrophönizien), und
sie bat ihn, daß er den Teufel von ihrer Tochter austriebe.
7:27
Jesus aber sprach zu ihr: Laß zuvor die Kinder satt werden;
es ist nicht fein, daß man der Kinder Brot nehme und werfe es vor
die Hunde.
7:28
Sie antwortete aber und sprach zu ihm: Ja, HERR; aber doch
essen die Hündlein unter dem Tisch von den Brosamen der Kinder.
7:29
Und er sprach zu ihr: Um des Wortes willen so gehe hin; der
Teufel ist von deiner Tochter ausgefahren.
7:30
Und sie ging hin in ihr Haus und fand, daß der Teufel war
ausgefahren und die Tochter auf dem Bette liegend.
7:31
Und da er wieder ausging aus der Gegend von Tyrus und Sidon,
kam er an das Galiläische Meer, mitten in das Gebiet der zehn
Städte.
7:32
Und sie brachten zu ihm einen Tauben, der stumm war, und sie
baten ihn, daß er die Hand auf ihn legte.
7:33
Und er nahm ihn von dem Volk besonders und legte ihm die
Finger in die Ohren und spützte und rührte seine Zunge
7:34
und sah auf gen Himmel, seufzte und sprach zu ihm: Hephatha!
das ist: Tu dich auf!
7:35
Und alsbald taten sich seine Ohren auf, und das Band seiner
Zunge war los, und er redete recht.
7:36
Und er verbot ihnen, sie sollten's niemand sagen. Je mehr er
aber verbot, je mehr sie es ausbreiteten.
7:37
Und sie wunderten sich über die Maßen und sprachen: Er hat
alles wohl gemacht; die Tauben macht er hörend und die
Sprachlosen redend.
8:1
Zu der Zeit, da viel Volks da war, und hatten nichts zu
essen, rief Jesus seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen:
8:2
Mich jammert des Volks; denn sie haben nun drei Tage bei mir
beharrt und haben nichts zu essen;
8:3
und wenn ich sie ungegessen von mir heim ließe gehen, würden
sie auf dem Wege verschmachten; denn etliche sind von ferne
gekommen.
8:4
Seine Jünger antworteten ihm: Woher nehmen wir Brot hier in
der Wüste, daß wir sie sättigen?
8:5
Und er fragte sie: Wieviel habt ihr Brote? Sie sprachen:
Sieben.
8:6
Und er gebot dem Volk, daß sie sich auf der Erde lagerten.
Und er nahm die sieben Brote und dankte und brach sie und gab sie
seinen Jüngern, daß sie dieselben vorlegten; und sie legten dem
Volk vor.
8:7
Und hatten ein wenig Fischlein; und er dankte und hieß die
auch vortragen.
8:8
Sie aßen aber und wurden satt; und hoben die übrigen Brocken
auf, sieben Körbe.
8:9
Und ihrer waren bei viertausend, die da gegessen hatten; und
er ließ sie von sich.
8:10
Und alsbald trat er in ein Schiff mit seinen Jüngern und kam
in die Gegend von Dalmanutha.
8:11
Und die Pharisäer gingen heraus und fingen an, sich mit ihm
zu befragen, versuchten ihn und begehrten von ihm ein Zeichen vom
Himmel.
8:12
Und er seufzte in seinem Geist und sprach: Was sucht doch
dies Geschlecht Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Es wird diesem
Geschlecht kein Zeichen gegeben.
8:13
Und er ließ sie und trat wiederum in das Schiff und fuhr
herüber.
8:14
Und sie hatten vergessen, Brot mit sich zu nehmen, und
hatten nicht mehr mit sich im Schiff denn ein Brot.
8:15
Und er gebot ihnen und sprach: Schauet zu und sehet euch vor
vor dem Sauerteig der Pharisäer und vor dem Sauerteig des
Herodes.
8:16
Und sie gedachten hin und her und sprachen untereinander:
Das ist's, daß wir nicht Brot haben.
8:17
Und Jesus merkte das und sprach zu ihnen: Was bekümmert ihr
euch doch, daß ihr nicht Brot habt? Vernehmet ihr noch nichts und
seid noch nicht verständig? Habt ihr noch ein erstarrtes Herz in
euch?
8:18
Ihr habt Augen, und sehet nicht, und habt Ohren, und höret
nicht, und denket nicht daran,
8:19
da ich fünf Brote brach unter fünftausend: wie viel Körbe
voll Brocken hobt ihr da auf? Sie sprachen: Zwölf.
8:20
Da ich aber sieben brach unter die viertausend, wieviel
Körbe voll Brocken hobt ihr da auf? Sie sprachen: Sieben.
8:21
Und er sprach zu ihnen: Wie vernehmet ihr denn nichts?
8:22
Und er kam gen Bethsaida. Und sie brachten zu ihm einen
Blinden und baten ihn, daß er ihn anrührte.
8:23
Und er nahm den Blinden bei der Hand und führte ihn hinaus
vor den Flecken; spützte in seine Augen und legte seine Hände auf
ihn und fragte ihn, ob er etwas sähe?
8:24
Und er sah auf und sprach: Ich sehe Menschen gehen, als sähe
ich Bäume.
8:25
Darnach legte er abermals die Hände auf seine Augen und hieß
ihn abermals sehen; und er ward wieder zurechtgebracht, daß er
alles scharf sehen konnte.
8:26
Und er schickte ihn heim und sprach: Gehe nicht hinein in
den Flecken und sage es auch niemand drinnen.
8:27
Und Jesus ging aus mit seinen Jüngern in die Märkte der
Stadt Cäsarea Philippi. Und auf dem Wege fragte er seine Jünger
und sprach zu ihnen: Wer sagen die Leute, daß ich sei?
8:28
Sie antworteten: Sie sagen du seiest Johannes der Täufer;
etliche sagen, du seiest Elia; etliche, du seiest der Propheten
einer.
8:29
Und er sprach zu ihnen: Ihr aber, wer sagt ihr, daß ich sei?
Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Du bist Christus!
8:30
Und er bedrohte sie, daß sie niemand von ihm sagen sollten.
8:31
Und er hob an sie zu lehren: Des Menschen Sohn muß viel
leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern
und Schriftgelehrten und getötet werden und über drei Tage
auferstehen.
8:32
Und er redete das Wort frei offenbar. Und Petrus nahm ihn zu
sich, fing an, ihm zu wehren.
8:33
Er aber wandte sich um und sah seine Jünger an und bedrohte
Petrus und sprach: Gehe hinter mich, du Satan! denn du meinst
nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.
8:34
Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach
zu ihnen: Wer mir will nachfolgen, der verleugne sich selbst und
nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
8:35
Denn wer sein Leben will behalten, der wird's verlieren; und
wer sein Leben verliert um meinet-und des Evangeliums willen, der
wird's behalten.
8:36
Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne,
und nähme an seiner Seele Schaden?
8:37
Oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele löse.
8:38
Wer sich aber mein und meiner Worte schämt unter diesem
ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, des wird sich auch des
Menschen Sohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit
seines Vaters mit den heiligen Engeln.
9:1
Und er sprach zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Es stehen
etliche hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis daß sie
sehen das Reich Gottes mit seiner Kraft kommen.
9:2
Und nach sechs Tagen nahm Jesus zu sich Petrus, Jakobus und
Johannes und führte sie auf einen hohen Berg besonders allein und
verklärte sich vor ihnen.
9:3
Und seine Kleider wurden hell und sehr weiß wie der Schnee,
daß sie kein Färber auf Erden kann so weiß machen.
9:4
Und es erschien ihnen Elia mit Mose und hatten eine Rede mit
Jesu.
9:5
Und Petrus antwortete und sprach zu Jesu: Rabbi, hier ist gut
sein. Lasset uns drei Hütten machen: dir eine, Mose eine und Elia
eine.
9:6
Er wußte aber nicht, was er redete; denn sie waren bestürzt.
9:7
Und es kam eine Wolke, die überschattete sie. Und eine Stimme
fiel aus der Wolke und sprach: Das ist mein lieber Sohn; den
sollt ihr hören!
9:8
Und bald darnach sahen sie um sich und sahen niemand mehr
denn allein Jesum bei ihnen.
9:9
Da sie aber vom Berge herabgingen, verbot ihnen Jesus, daß
sie niemand sagen sollten, was sie gesehen hatten, bis des
Menschen Sohn auferstünde von den Toten.
9:10
Und sie behielten das Wort bei sich und befragten sich
untereinander: Was ist doch das Auferstehen von den Toten?
9:11
Und sie fragten ihn und sprachen: Sagen doch die
Schriftgelehrten, daß Elia muß zuvor kommen.
9:12
Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Elia soll ja zuvor
kommen und alles wieder zurechtbringen; dazu soll des Menschen
Sohn viel leiden und verachtet werden, wie denn geschrieben
steht.
9:13
Aber ich sage euch: Elia ist gekommen, und sie haben an ihm
getan, was sie wollten, nach dem von ihm geschrieben steht.
9:14
Und er kam zu seinen Jüngern und sah viel Volks um sie und
Schriftgelehrte, die sich mit ihnen befragten.
9:15
Und alsbald, da alles Volk ihn sah, entsetzten sie sich,
liefen zu und grüßten ihn.
9:16
Und er fragte die Schriftgelehrten: Was befragt ihr euch mit
ihnen?
9:17
Einer aber aus dem Volk antwortete und sprach: Meister, ich
habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen
Geist.
9:18
Und wo er ihn erwischt, da reißt er ihn; und er schäumt und
knirscht mit den Zähnen und verdorrt. Ich habe mit deinen Jüngern
geredet, daß sie ihn austrieben, und sie können's nicht.
9:19
Er antwortete ihm aber und sprach: O du ungläubiges
Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? wie lange soll ich
euch tragen? Bringet ihn her zu mir!
9:20
Und sie brachten ihn her zu ihm. Und alsbald, da ihn der
Geist sah, riß er ihn; und er fiel auf die Erde und wälzte sich
und schäumte.
9:21
Und er fragte seinen Vater: Wie lange ist's, daß es ihm
widerfahren ist? Er sprach: Von Kind auf.
9:22
Und oft hat er ihn in Feuer und Wasser geworfen, daß er ihn
umbrächte. Kannst du aber was, so erbarme dich unser und hilf
uns!
9:23
Jesus aber sprach zu ihm: Wenn du könntest Glauben! Alle
Dinge sind möglich dem, der da glaubt.
9:24
Und alsbald schrie des Kindes Vater mit Tränen und sprach:
Ich glaube, lieber HERR, hilf meinem Unglauben!
9:25
Da nun Jesus sah, daß das Volk zulief, bedrohte er den
unsauberen Geist und sprach zu ihm: Du sprachloser und tauber
Geist, ich gebiete dir, daß du von ihm ausfahrest und fahrest
hinfort nicht in ihn!
9:26
Da schrie er und riß ihn sehr und fuhr aus. Und er ward, als
wäre er tot, daß auch viele sagten: Er ist tot.
9:27
Jesus aber ergriff ihn bei der Hand und richtete ihn auf;
und er stand auf.
9:28
Und da er heimkam, fragten ihn seine Jünger besonders: Warum
konnten wir ihn nicht austreiben?
9:29
Und er sprach: Diese Art kann mit nichts ausfahren denn
durch Beten und Fasten.
9:30
Und sie gingen von da hinweg und wandelten durch Galiläa;
und er wollte nicht, daß es jemand wissen sollte.
9:31
Er lehrte aber seine Jünger und sprach zu ihnen: Des
Menschen Sohn wird überantwortet werden in der Menschen Hände,
und sie werden ihn töten; und wenn er getötet ist, so wird er am
dritten Tage auferstehen.
9:32
Sie aber verstanden das Wort nicht, und fürchteten sich, ihn
zu fragen.
9:33
Und er kam gen Kapernaum. Und da er daheim war, fragten er
sie: Was handeltet ihr miteinander auf dem Wege?
9:34
Sie aber schwiegen; denn sie hatten miteinander auf dem Wege
gehandelt, welcher der Größte wäre.
9:35
Und er setzte sich und rief die Zwölf und sprach zu ihnen:
So jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein vor allen
und aller Knecht.
9:36
Und er nahm ein Kindlein und stellte es mitten unter sie und
herzte es und sprach zu ihnen:
9:37
Wer ein solches Kindlein in meinem Namen aufnimmt, der nimmt
mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf,
sondern den, der mich gesandt hat.
9:38
Johannes aber antwortete ihn und sprach: Meister, wir sahen
einen, der trieb Teufel in deinem Namen aus, welcher uns nicht
nachfolgt; und wir verboten's ihm, darum daß er uns nicht
nachfolgt.
9:39
Jesus aber sprach: Ihr sollt's ihm nicht verbieten. Denn es
ist niemand, der eine Tat tue in meinem Namen, und möge bald übel
von mir reden.
9:40
Wer nicht wider uns ist, der ist für uns.
9:41
Wer aber euch tränkt mit einem Becher Wassers in meinem
Namen, darum daß ihr Christo angehöret, wahrlich, ich sage euch,
es wird ihm nicht unvergolten bleiben.
9:42
Und wer der Kleinen einen ärgert, die an mich glauben, dem
wäre es besser, daß ihm ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und
er ins Meer geworfen würde.
9:43
So dich aber deine Hand ärgert, so haue sie ab! Es ist dir
besser, daß du als ein Krüppel zum Leben eingehest, denn daß du
zwei Hände habest und fahrest in die Hölle, in das ewige Feuer,
9:44
da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht.
9:45
Ärgert dich dein Fuß, so haue ihn ab. Es ist dir besser, daß
du lahm zum Leben eingehest, denn daß du zwei Füße habest und
werdest in die Hölle geworfen, in das ewige Feuer,
9:46
da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht.
9:47
Ärgert dich dein Auge, so wirf's von dir! Es ist dir besser,
daß du einäugig in das Reich Gottes gehest, denn daß du zwei
Augen habest und werdest in das höllische Feuer geworfen,
9:48
da ihr Wurm nicht stirbt ihr Feuer nicht verlöscht.
9:49
Es muß ein jeglicher mit Feuer gesalzen werden, und alles
Opfer wird mit Salz gesalzen.
9:50
Das Salz ist gut; so aber das Salz dumm wird, womit wird
man's würzen? Habt Salz bei euch und habt Frieden untereinander.
10:1
Und er machte sich auf und kam von dannen an die Örter des
jüdischen Landes jenseit des Jordans. Und das Volk ging abermals
in Haufen zu ihm, und wie seine Gewohnheit war, lehrte er sie
abermals.
10:2
Und die Pharisäer traten zu ihm und fragten ihn, ob ein Mann
sich scheiden möge von seinem Weibe; und versuchten ihn damit.
10:3
Er antwortete aber und sprach: Was hat euch Mose geboten?
10:4
Sie sprachen; Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu
schreiben und sich zu scheiden.
10:5
Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Um eures Herzens
Härtigkeit willen hat er euch solches Gebot geschrieben;
10:6
aber von Anfang der Kreatur hat sie Gott geschaffen einen
Mann und ein Weib.
10:7
Darum wird der Mensch Vater und Mutter verlassen und wird
seinem Weibe anhangen,
10:8
und werden die zwei ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht
zwei, sondern ein Fleisch.
10:9
Was denn Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht
scheiden.
10:10
Und daheim fragten ihn abermals seine Jünger darum.
10:11
Und er sprach zu ihnen: Wer sich scheidet von seinem Weibe
und freit eine andere, der bricht die Ehe an ihr;
10:12
und so sich ein Weib scheidet von ihrem Manne und freit
einen anderen, die bricht ihre Ehe.
10:13
Und sie brachten Kindlein zu ihm, daß er sie anrührte. Die
Jünger aber fuhren die an, die sie trugen.
10:14
Da es aber Jesus sah, ward er unwillig und sprach zu ihnen:
Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn
solcher ist das Reich Gottes.
10:15
Wahrlich ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt
wie ein Kindlein, der wird nicht hineinkommen.
10:16
Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete
sie.
10:17
Und da er hinausgegangen war auf den Weg, lief einer herzu,
kniete, vor ihn und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun,
daß ich das ewige Leben ererbe?
10:18
Aber Jesus sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Niemand
ist gut denn der einige Gott.
10:19
Du weißt ja die Gebote wohl: "Du sollst nicht ehebrechen; du
sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht
falsch Zeugnis reden; du sollst niemand täuschen; ehre Vater und
Mutter."
10:20
Er aber antwortete und sprach zu ihm: Meister, das habe ich
alles gehalten von meiner Jugend auf.
10:21
Und Jesus sah ihn an und liebte ihn und sprach zu ihm: Eines
fehlt dir. Gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und gib's den
Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge
mir nach und nimm das Kreuz auf dich.
10:22
Er aber ward unmutig über die Rede und ging traurig davon;
denn er hatte viele Güter.
10:23
Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie
schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen!
10:24
Die Jünger aber entsetzten sich über seine Rede. Aber Jesus
antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer
ist's, daß die, so ihr Vertrauen auf Reichtum setzen, ins Reich
Gottes kommen!
10:25
Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn
daß ein Reicher ins Reich Gottes komme.
10:26
Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen
untereinander: Wer kann denn selig werden?
10:27
Jesus aber sah sie an und sprach: Bei den Menschen ist's
unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei
Gott.
10:28
Da sagte Petrus zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und
sind dir nachgefolgt.
10:29
Jesus antwortete und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist
niemand, so er verläßt Haus oder Brüder oder Schwestern oder
Vater oder Mutter oder Weib oder Kind oder Äcker um meinetwillen
und um des Evangeliums willen,
10:30
der nicht hundertfältig empfange: jetzt in dieser Zeit
Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker
mitten unter Verfolgungen, und in der zukünftigen Welt das ewige
Leben.
10:31
Viele aber werden die Letzten sein, die die Ersten sind, und
die Ersten sein, die die Letzten sind.
10:32
Sie waren aber auf dem Wege und gingen hinauf gen Jerusalem;
und Jesus ging vor ihnen, und sie entsetzten sich, folgten ihm
nach und fürchteten sich. Und Jesus nahm abermals zu sich die
Zwölf und sagte ihnen, was ihm widerfahren würde:
10:33
Siehe, wir gehen hinauf gen Jerusalem, und des Menschen Sohn
wird überantwortet werden den Hohenpriestern und
Schriftgelehrten; und sie werden ihn verdammen zum Tode und
überantworten den Heiden.
10:34
Die werden ihn verspotten und geißeln und verspeien und
töten; und am dritten Tag wird er auferstehen.
10:35
Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des
Zebedäus, und sprachen: Meister, wir wollen, daß du uns tuest,
was wir dich bitten werden.
10:36
Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, daß ich euch tue?
10:37
Sie sprachen zu ihm: Gib uns, daß wir sitzen einer zu deiner
Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit.
10:38
Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisset nicht, was ihr
bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, und euch
taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde?
10:39
Sie sprachen zu ihm: Ja, wir können es wohl. Jesus aber
sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich
trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft
werde;
10:40
zu sitzen aber zu meiner Rechten und zu meiner Linken stehet
mir nicht zu, euch zu geben, sondern welchen es bereitet ist.
10:41
Und da das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus
und Johannes.
10:42
Aber Jesus rief sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisset,
daß die weltlichen Fürsten herrschen und die Mächtigen unter
ihnen haben Gewalt.
10:43
Aber also soll es unter euch nicht sein. Sondern welcher
will groß werden unter euch, der soll euer Diener sein;
10:44
und welcher unter euch will der Vornehmste werden, der soll
aller Knecht sein.
10:45
Denn auch des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er sich
dienen lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben zur
Bezahlung für viele.
10:46
Und sie kamen gen Jericho. Und da er aus Jericho ging, er
und seine Jünger und ein großes Volk, da saß ein Blinder,
Bartimäus, des Timäus Sohn, am Wege und bettelte.
10:47
Und da er hörte, daß es Jesus von Nazareth war, fing er an,
zu schreien und zu sagen: Jesu, du Sohn Davids, erbarme dich
mein!
10:48
Und viele bedrohten ihn, er sollte stillschweigen. Er aber
schrie viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich mein!
10:49
Und Jesus stand still und ließ ihn rufen. Und sie riefen den
Blinden und sprachen zu ihm: Sei getrost! stehe auf, er ruft
dich!
10:50
Und er warf sein Kleid von sich, stand auf und kam zu Jesu.
10:51
Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was willst du, daß
ich dir tun soll? Der Blinde sprach zu ihm: Rabbuni, daß ich
sehend werde.
10:52
Jesus aber sprach zu ihm: Gehe hin; dein Glaube hat dir
geholfen. Und alsbald ward er sehend und folgte ihm nach auf dem
Wege.
11:1
Und da sie nahe an Jerusalem kamen, gen Bethphage und
Bethanien an den Ölberg, sandte er seiner Jünger zwei
11:2
und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch
liegt; und alsbald, wenn ihr hineinkommt, werdet ihr finden ein
Füllen angebunden, auf welchem nie ein Mensch gesessen hat; löset
es ab und führet es her!
11:3
Und so jemand zu euch sagen wird: Warum tut ihr das? so
sprechet: Der HERR bedarf sein; so wird er's alsbald hersenden.
11:4
Sie gingen hin und fanden das Füllen gebunden an die Tür,
außen auf der Wegscheide, und lösten es ab.
11:5
Und etliche, die dastanden, sprachen zu ihnen: Was macht ihr,
daß ihr das Füllen ablöset?
11:6
Sie sagten aber zu ihnen, wie ihnen Jesus geboten hatte, und
die ließen's zu.
11:7
Und sie führten das Füllen zu Jesu und legten ihre Kleider
darauf, und er setzte sich darauf.
11:8
Viele aber breiteten ihre Kleider auf den Weg; etliche hieben
Maien von den Bäumen und streuten sie auf den Weg.
11:9
Und die vorne vorgingen und die hernach folgten, schrieen und
sprachen: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN!
11:10
Gelobt sei das Reich unsers Vaters David, das da kommt in
dem Namen des HERRN! Hosianna in der Höhe!
11:11
Und der HERR ging ein zu Jerusalem und in den Tempel, und er
besah alles; und am Abend ging er hinaus gen Bethanien mit den
Zwölfen.
11:12
Und des anderen Tages, da sie von Bethanien gingen, hungerte
ihn.
11:13
Und er sah einen Feigenbaum von ferne, der Blätter hatte; da
trat er hinzu, ob er etwas darauf fände, und da er hinzukam, fand
er nichts denn nur Blätter, denn es war noch nicht Zeit, daß
Feigen sein sollten.
11:14
Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Nun esse von dir
niemand ewiglich! Und seine Jünger hörten das.
11:15
Und sie kamen gen Jerusalem. Und Jesus ging in den Tempel,
fing an und trieb aus die Verkäufer und Käufer in dem Tempel; und
die Tische der Wechsler und die Stühle der Taubenkrämer stieß er
um,
11:16
und ließ nicht zu, das jemand etwas durch den Tempel trüge.
11:17
Und er lehrte und sprach zu ihnen: Steht nicht geschrieben:
"Mein Haus soll heißen ein Bethaus allen Völkern"? Ihr aber habt
eine Mördergrube daraus gemacht.
11:18
Und es kam vor die Schriftgelehrten und Hohenpriester; und
sie trachteten, wie sie ihn umbrächten. Sie fürchteten sich aber
vor ihm; denn alles Volk verwunderte sich über seine Lehre.
11:19
Und des Abends ging er hinaus vor die Stadt.
11:20
Und am Morgen gingen sie vorüber und sahen den Feigenbaum,
daß er verdorrt war bis auf die Wurzel.
11:21
Und Petrus gedachte daran und sprach zu ihm: Rabbi, siehe,
der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt.
11:22
Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt Glauben an Gott.
11:23
Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Hebe
dich und wirf dich ins Meer! und zweifelte nicht in seinem
Herzen, sondern glaubte, daß es geschehen würde, was er sagt, so
wird's ihm geschehen, was er sagt.
11:24
Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet,
glaubet nur, daß ihr's empfangen werdet, so wird's euch werden.
11:25
Und wenn ihr stehet und betet, so vergebet, wo ihr etwas
wider jemand habt, auf daß auch euer Vater im Himmel euch vergebe
eure Fehler.
11:26
Wenn ihr aber nicht vergeben werdet, so wird euch euer
Vater, der im Himmel ist, eure Fehler nicht vergeben.
11:27
Und sie kamen abermals gen Jerusalem. Und da er im Tempel
wandelte, kamen zu ihm die Hohenpriester und Schriftgelehrten und
die Ältesten
11:28
und sprachen zu ihm: Aus was für Macht tust du das? und wer
hat dir die Macht gegeben, daß du solches tust?
11:29
Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ich will euch
auch ein Wort fragen; antwortet mir, so will ich euch sagen, aus
was für Macht ich das tue.
11:30
Die Taufe des Johannes, war sie vom Himmel oder von den
Menschen? Antwortet mir!
11:31
Und sie gedachten bei sich selbst und sprachen: Sagen wir
sie war vom Himmel, so wird er sagen: Warum habt ihr denn ihm
nicht geglaubt?
11:32
Sagen wir aber, sie war von Menschen, so fürchten wir uns
vor dem Volk. Denn sie hielten alle, daß Johannes ein rechter
Prophet wäre.
11:33
Und sie antworteten und sprachen zu Jesu: Wir wissen's
nicht. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: So sage ich euch
auch nicht, aus was für Macht ich solches tue.
12:1
Und er fing an, zu ihnen durch Gleichnisse zu reden: Ein
Mensch pflanzte einen Weinberg und führte einen Zaun darum und
grub eine Kelter und baute einen Turm und tat ihn aus den
Weingärtnern und zog über Land.
12:2
Und sandte einen Knecht, da die Zeit kam, zu den
Weingärtnern, daß er von den Weingärtnern nähme von der Frucht
des Weinbergs.
12:3
Sie nahmen ihn aber und stäupten ihn, und ließen ihn leer von
sich.
12:4
Abermals sandte er ihnen einen anderen Knecht; dem zerwarfen
sie den Kopf mit Steinen und ließen ihn geschmäht von sich.
12:5
Abermals sandte er einen andern: den töteten sie. Und viele
andere, etliche stäupten sie, etliche töteten sie.
12:6
Da hatte er noch einen einzigen Sohn, der war ihm lieb; den
sandte er zum letzten auch zu ihnen und sprach: Sie werden sich
vor meinem Sohn scheuen.
12:7
Aber die Weingärtner sprachen untereinander: Dies ist der
Erbe; kommt, laßt uns ihn töten, so wird das Erbe unser sein!
12:8
Und sie nahmen ihn und töteten ihn und warfen ihn hinaus vor
den Weinberg.
12:9
Was wird nun der Herr des Weinbergs tun? Er wird kommen und
die Weingärtner umbringen und den Weinberg andern geben.
12:10
Habt ihr auch nicht gelesen diese Schrift: "Der Stein, den
die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden.
12:11
Von dem HERRN ist das geschehen, und es ist wunderbarlich
vor unseren Augen"?
12:12
Und sie trachteten darnach, wie sie ihn griffen, und
fürchteten sich doch vor dem Volk; denn sie verstanden, daß er
auf sie dies Gleichnis geredet hatte. Und sie ließen ihn und
gingen davon.
12:13
Und sie sandten zu ihm etliche von den Pharisäern und des
Herodes Dienern, daß sie ihn fingen in Worten.
12:14
Und sie kamen und sprachen zu ihm: Meister, wir wissen, daß
du wahrhaftig bist und fragst nach niemand; denn du achtest nicht
das Ansehen der Menschen, sondern du lehrst den Weg Gottes recht.
Ist's recht, daß man dem Kaiser Zins gebe, oder nicht? Sollen wir
ihn geben oder nicht geben?
12:15
Er aber merkte ihre Heuchelei und sprach zu ihnen: Was
versucht ihr mich? Bringet mir einen Groschen, daß ich ihn sehe.
12:16
Und sie brachten ihm. Da sprach er: Wes ist das Bild und die
Überschrift? Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers!
12:17
Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: So gebet dem
Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! Und sie
verwunderten sich über ihn.
12:18
Da traten die Sadduzäer zu ihm, die da halten, es sei keine
Auferstehung; die fragten ihn und sprachen:
12:19
Meister, Mose hat uns geschrieben: Wenn jemands Bruder
stirbt und hinterläßt ein Weib, und hinterläßt keine Kinder, so
soll sein Bruder sein Weib nehmen und seinem Bruder Samen
erwecken.
12:20
Nun sind sieben Brüder gewesen. Der erste nahm ein Weib; der
starb und hinterließ keinen Samen.
12:21
Und der andere nahm sie und starb und hinterließ auch nicht
Samen. Der Dritte desgleichen.
12:22
Und es nahmen sie alle sieben und hinterließen nicht Samen.
Zuletzt nach allen starb das Weib auch.
12:23
Nun in der Auferstehung, wenn sie auferstehen, wes Weib wird
sie sein unter ihnen? Denn sieben haben sie zum Weibe gehabt.
12:24
Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Ist's nicht also?
Ihr irrt darum, daß ihr nichts wisset von der Schrift noch von
der Kraft Gottes.
12:25
Wenn sie von den Toten auferstehen werden, so werden sie
nicht freien noch sich freien lassen, sondern sie sind wie die
Engel im Himmel.
12:26
Aber von den Toten, daß sie auferstehen werden, habt ihr
nicht gelesen im Buch Mose's bei dem Busch, wie Gott zu ihm sagte
und sprach: "Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und
der Gott Jakobs"?
12:27
Gott aber ist nicht der Toten, sondern der Lebendigen Gott.
Darum irrt ihr sehr.
12:28
Und es trat zu ihm der Schriftgelehrten einer, der ihnen
zugehört hatte, wie sie sich miteinander befragten, und sah, daß
er ihnen fein geantwortet hatte, und fragte ihn: Welches ist das
vornehmste Gebot vor allen?
12:29
Jesus aber antwortete ihm: Das vornehmste Gebot vor allen
Geboten ist das: "Höre Israel, der HERR, unser Gott, ist ein
einiger Gott;
12:30
und du sollst Gott, deinen HERRN, lieben von ganzem Herzen,
von ganzer Seele, von ganzem Gemüte und von allen deinen
Kräften." Das ist das vornehmste Gebot.
12:31
Und das andere ist ihm gleich: "Du sollst deinen Nächsten
lieben wie dich selbst." Es ist kein anderes Gebot größer denn
diese.
12:32
Und der Schriftgelehrte sprach zu ihm: Meister, du hast
wahrlich recht geredet; denn es ist ein Gott und ist kein anderer
außer ihm.
12:33
Und ihn lieben von ganzem Herzen, von ganzem Gemüte, von
ganzer Seele, und von allen Kräften, und lieben seinen Nächsten
wie sich selbst, das ist mehr denn Brandopfer und alle Opfer.
12:34
Da Jesus aber sah, daß er vernünftig antwortete, sprach er
zu ihm: "Du bist nicht ferne von dem Reich Gottes." Und es wagte
ihn niemand weiter zu fragen.
12:35
Und Jesus antwortete und sprach, da er lehrte im Tempel: Wie
sagen die Schriftgelehrten, Christus sei Davids Sohn?
12:36
Er aber, David, spricht durch den heiligen Geist: "Der HERR
hat gesagt zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis daß
ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Füße."
12:37
Da heißt ihn ja David seinen Herrn; woher ist er denn sein
Sohn? Und viel Volks hörte ihn gern.
12:38
Und er lehrte sie und sprach zu ihnen: Sehet euch vor vor
den Schriftgelehrten, die in langen Kleidern gehen und lassen
sich gern auf dem Markte grüßen
12:39
und sitzen gern obenan in den Schulen und über Tisch beim
Gastmahl;
12:40
sie fressen der Witwen Häuser und wenden langes Gebet vor.
Diese werden desto mehr Verdammnis empfangen.
12:41
Und Jesus setzte sich gegen den Gotteskasten und schaute,
wie das Volk Geld einlegte in den Gotteskasten; und viele Reiche
legten viel ein.
12:42
Und es kam eine arme Witwe und legte zwei Scherflein ein;
die machen einen Heller.
12:43
Und er rief seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Diese
arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt denn alle, die
eingelegt haben.
12:44
Denn sie haben alle von ihrem Überfluß eingelegt; diese aber
hat von ihrer Armut alles, was sie hatte, ihre ganze Nahrung,
eingelegt.
13:1
Und da er aus dem Tempel ging, sprach zu ihm seiner Jünger
einer: Meister, siehe, welche Steine und welch ein Bau ist das!
13:2
Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Siehst du wohl allen
diesen großen Bau? Nicht ein Stein wird auf dem anderen bleiben,
der nicht zerbrochen werde.
13:3
Und da er auf dem Ölberge saß gegenüber dem Tempel, fragten
ihn Petrus, Jakobus und Johannes und Andreas besonders:
13:4
Sage uns, wann wird das alles geschehen? Und was wird das
Zeichen sein, wann das alles soll vollendet werden?
13:5
Jesus antwortete ihnen und fing an, zu sagen: Sehet zu das
euch nicht jemand verführe!
13:6
Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen:
"Ich bin Christus!" und werden viele verführen.
13:7
Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Kriegsgeschrei, so
fürchtet euch nicht. Denn es muß also geschehen; aber das Ende
ist noch nicht da.
13:8
Es wird sich ein Volk wider das andere empören und ein
Königreich wider das andere, und werden Erdbeben geschehen hin
und wieder, und wird teure Zeit und Schrecken sein. Das ist der
Not Anfang.
13:9
Ihr aber, sehet euch vor! Denn sie werden euch überantworten
vor die Rathäuser und Schulen; und ihr müßt gestäupt werden, und
vor Fürsten und Könige geführt werden um meinetwillen, zu einem
Zeugnis über sie.
13:10
Und das Evangelium muß zuvor verkündigt werden unter alle
Völker.
13:11
Wenn sie euch nun führen und überantworten werden, so sorget
nicht, was ihr reden sollt, und bedenket auch nicht zuvor;
sondern was euch zu der Stunde gegeben wird, das redet. Denn ihr
seid's nicht, die da reden, sondern der Heilige Geist.
13:12
Es wird aber überantworten ein Bruder den andern zum Tode
und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empören gegen
die Eltern und werden sie helfen töten.
13:13
Und ihr werdet gehaßt sein von jedermann um meines Namens
willen. Wer aber beharrt bis an das Ende, der wird selig.
13:14
Wenn ihr aber sehen werdet den Greuel der Verwüstung (von
dem der Prophet Daniel gesagt hat), daß er steht, wo er nicht
soll (wer es liest, der merke darauf!), alsdann, wer in Judäa
ist, der fliehe auf die Berge;
13:15
und wer auf dem Dache ist, der steige nicht hernieder ins
Haus und komme nicht hinein, etwas zu holen aus seinem Hause;
13:16
und wer auf dem Felde ist, der wende sich nicht um, seine
Kleider zu holen.
13:17
Weh aber den Schwangeren und Säugerinnen zu der Zeit!
13:18
Bittet aber, daß eure Flucht nicht geschehe im Winter.
13:19
Denn in diesen Tagen werden solche Trübsale sein, wie sie
nie gewesen sind bisher, vom Anfang der Kreatur, die Gott
geschaffen hat, und wie auch nicht werden wird.
13:20
Und so der HERR diese Tage nicht verkürzt hätte, würde kein
Mensch selig: aber um der Auserwählten willen, die er auserwählt
hat, hat er auch diese Tage verkürzt.
13:21
Wenn nun jemand zu der Zeit wird zu euch sagen: Siehe, hier
ist Christus! siehe, da ist er! so glaubet nicht.
13:22
Denn es werden sich erheben falsche Christi und falsche
Propheten, die Zeichen und Wunder tun, daß sie auch die
Auserwählten verführen, so es möglich wäre.
13:23
Ihr aber sehet euch vor! Siehe, ich habe es euch alles zuvor
gesagt.
13:24
Aber zu der Zeit, nach dieser Trübsal, werden Sonne und Mond
ihren Schein verlieren,
13:25
und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der
Himmel werden sich bewegen.
13:26
Und dann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in den
Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit.
13:27
Und dann wird er seine Engel senden und wird versammeln
seine Auserwählten von den vier Winden, von dem Ende der Erde bis
zum Ende des Himmels.
13:28
An dem Feigenbaum lernet ein Gleichnis: wenn jetzt seine
Zweige saftig werden und Blätter gewinnen, so wißt ihr, daß der
Sommer nahe ist.
13:29
Also auch, wenn ihr sehet, daß solches geschieht, so wisset,
daß es nahe vor der Tür ist.
13:30
Wahrlich, ich sage euch: Dies Geschlecht wird nicht
vergehen, bis daß dies alles geschehe.
13:31
Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden
nicht vergehen.
13:32
Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch die
Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der
Vater.
13:33
Sehet zu, wachet und betet; denn ihr wisset nicht, wann es
Zeit ist.
13:34
Gleich als ein Mensch, der über Land zog und verließ sein
Haus und gab seinem Knecht Macht, einem jeglichen sein Werk, und
gebot dem Türhüter, er sollte wachen.
13:35
So wachet nun (denn ihr wißt nicht, wann der Herr des Hauses
kommt, ob er kommt am Abend oder zu Mitternacht oder um den
Hahnenschrei oder des Morgens),
13:36
auf daß er nicht schnell komme und finde euch schlafend.
13:37
Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!
14:1
Und nach zwei Tagen war Ostern und die Tage der süßen Brote.
Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn
mit List griffen und töteten.
14:2
Sie sprachen aber: Ja nicht auf das Fest, daß nicht ein
Aufruhr im Volk werde!
14:3
Und da er zu Bethanien war in Simons, des Aussätzigen, Hause
und saß zu Tische, da kam ein Weib, die hatte ein Glas mit
ungefälschtem und köstlichem Nardenwasser, und sie zerbrach das
Glas und goß es auf sein Haupt.
14:4
Da waren etliche, die wurden unwillig und sprachen: Was soll
doch diese Vergeudung?
14:5
Man könnte das Wasser um mehr denn dreihundert Groschen
verkauft haben und es den Armen geben. Und murrten über sie.
14:6
Jesus aber sprach: Laßt sie mit Frieden! Was bekümmert ihr
sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.
14:7
Ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt
ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit.
14:8
Sie hat getan, was sie konnte; sie ist zuvorgekommen, meinen
Leib zu salben zu meinem Begräbnis.
14:9
Wahrlich, ich sage euch: Wo dies Evangelium gepredigt wird in
aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was
sie jetzt getan hat.
14:10
Und Judas Ischariot, einer von den Zwölfen, ging hin zu den
Hohenpriestern, daß er ihn verriete.
14:11
Da sie das hörten, wurden sie froh und verhießen, ihm Geld
zu geben. Und er suchte, wie er ihn füglich verriete.
14:12
Und am ersten Tage der süßen Brote, da man das Osterlamm
opferte, sprachen seine Jünger zu ihm: Wo willst du, daß wir
hingehen und bereiten, daß du das Osterlamm essest?
14:13
Und er sandte seiner Jünger zwei und sprach zu ihnen: Gehet
hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt
einen Krug mit Wasser; folget ihm nach,
14:14
und wo er eingeht, da sprechet zu dem Hauswirt: Der Meister
läßt dir sagen: Wo ist das Gasthaus, darin ich das Osterlamm esse
mit meinen Jüngern?
14:15
Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der mit Polstern
versehen und bereit ist; daselbst richtet für uns zu.
14:16
Und die Jünger gingen aus und kamen in die Stadt und
fanden's, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das
Osterlamm.
14:17
Am Abend aber kam er mit den Zwölfen.
14:18
Und als sie zu Tische saßen und aßen, sprach Jesus:
Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isset,
wird mich verraten.
14:19
Und sie wurden traurig und sagten zu ihm, einer nach dem
anderen: Bin ich's? und der andere: Bin ich's?
14:20
Er antwortete und sprach zu ihnen: Einer aus den Zwölfen,
der mit mir in die Schüssel taucht.
14:21
Zwar des Menschen Sohn geht hin, wie von ihm geschrieben
steht; weh aber dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn
verraten wird. Es wäre demselben Menschen besser, daß er nie
geboren wäre.
14:22
Und indem sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's
und gab's ihnen und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib.
14:23
Und nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie
tranken alle daraus.
14:24
Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des neuen
Testamentes, das für viele vergossen wird.
14:25
Wahrlich, ich sage euch, daß ich hinfort nicht trinken werde
vom Gewächs des Weinstocks bis auf den Tag, da ich's neu trinke
in dem Reich Gottes.
14:26
Und da sie den Lobgesang gesprochen hatten, gingen sie
hinaus an den Ölberg.
14:27
Und Jesus sprach zu ihnen: Ihr werdet euch in dieser Nacht
alle an mir ärgern; denn es steht geschrieben: "Ich werde den
Hirten schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen."
14:28
Wenn ich aber auferstehe, will ich vor euch hingehen nach
Galiläa.
14:29
Petrus aber sagte zu ihm: Und wenn sie sich alle ärgerten,
so wollte doch ich mich nicht ärgern.
14:30
Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute, in
dieser Nacht, ehe denn der Hahn zweimal kräht, wirst du mich
dreimal verleugnen.
14:31
Er aber redete noch weiter: Ja, wenn ich mit dir auch
sterben müßte, wollte ich dich doch nicht verleugnen. Desgleichen
sagten sie alle.
14:32
Und sie kamen zu einem Hofe mit Namen Gethsemane. Und er
sprach zu seinen Jüngern: Setzet euch hier, bis ich hingehe und
bete.
14:33
Und nahm Petrus und Jakobus und Johannes und fing an, zu
zittern und zu zagen.
14:34
Und sprach zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod;
bleibet hier und wachet!
14:35
Und ging ein wenig weiter, fiel auf die Erde und betete,
daß, wenn es möglich wäre, die Stunde vorüberginge,
14:36
und sprach: Abba, mein Vater, es ist dir alles möglich;
überhebe mich dieses Kelchs; doch nicht, was ich will, sondern
was du willst!
14:37
Und kam und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Simon,
schläfst du? Vermochtest du nicht eine Stunde zu wachen?
14:38
Wachet und betet, daß ihr nicht in Versuchung fallet! Der
Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.
14:39
Und ging wieder hin und betete und sprach dieselben Worte.
14:40
Und kam wieder und fand sie abermals schlafend; denn ihre
Augen waren voll Schlafs, und sie wußten nicht, was sie ihm
antworteten.
14:41
Und er kam zum drittenmal und sprach zu ihnen: Ach, wollt
ihr nun schlafen und ruhen? Es ist genug; die Stunde ist
gekommen. Siehe, des Menschen Sohn wird überantwortet in der
Sünder Hände.
14:42
Stehet auf, laßt uns gehen. Siehe, der mich verrät, ist
nahe!
14:43
Und alsbald, da er noch redete, kam herzu Judas, der Zwölf
einer, und eine große Schar mit ihm, mit Schwertern und mit
Stangen von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Ältesten.
14:44
Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt:
Welchen ich küssen werde, der ist's; den greifet und führet ihn
sicher.
14:45
Und da er kam, trat er alsbald zu ihm und sprach zu ihm:
Rabbi, Rabbi! und küßte ihn.
14:46
Die aber legten ihre Hände an ihn und griffen ihn.
14:47
Einer aber von denen, die dabeistanden, zog sein Schwert aus
und schlug des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm ein Ohr ab.
14:48
Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ihr seid
ausgegangen wie zu einem Mörder mit Schwertern und Stangen, mich
zu fangen.
14:49
Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen und habe gelehrt,
und ihr habt mich nicht gegriffen, aber auf daß die Schrift
erfüllt werde.
14:50
Und die Jünger verließen ihn alle und flohen.
14:51
Und es war ein Jüngling, der folgte ihm nach, der war mit
Leinwand bekleidet auf der bloßen Haut; und die Jünglinge griffen
ihn.
14:52
Er aber ließ die Leinwand fahren und floh bloß von ihnen.
14:53
Und sie führten Jesus zu dem Hohenpriester, dahin
zusammengekommen waren alle Hohenpriester und Ältesten und
Schriftgelehrten.
14:54
Petrus aber folgte ihm nach von ferne bis hinein in des
Hohenpriesters Palast; und er war da und saß bei den Knechten und
wärmte sich bei dem Licht.
14:55
Aber die Hohenpriester und der ganze Rat suchten Zeugnis
wider Jesum, auf daß sie ihn zum Tode brächten, und fanden
nichts.
14:56
Viele gaben falsch Zeugnis wider ihn; aber ihr Zeugnis
stimmte nicht überein.
14:57
Und etliche standen auf und gaben falsch Zeugnis wider ihn
und sprachen:
14:58
Wir haben gehört, daß er sagte: Ich will den Tempel, der mit
Händen gemacht ist, abbrechen und in drei Tagen einen anderen
bauen, der nicht mit Händen gemacht sei.
14:59
Aber ihr Zeugnis stimmte noch nicht überein.
14:60
Und der Hohepriester stand auf, trat mitten unter sie und
fragte Jesum und sprach: Antwortest du nichts zu dem, was diese
wider dich zeugen?
14:61
Er aber schwieg still und antwortete nichts. Da fragte ihn
der Hohepriester abermals und sprach zu ihm: Bist du Christus,
der Sohn des Hochgelobten?
14:62
Jesus aber sprach: Ich bin's; und ihr werdet sehen des
Menschen Sohn sitzen zur rechten Hand der Kraft und kommen mit
des Himmels Wolken.
14:63
Da zerriß der Hohepriester seinen Rock und sprach: Was
bedürfen wir weiter Zeugen?
14:64
Ihr habt gehört die Gotteslästerung. Was dünkt euch? Sie
aber verdammten ihn alle, daß er des Todes schuldig wäre.
14:65
Da fingen an etliche, ihn zu verspeien und zu verdecken sein
Angesicht und ihn mit Fäusten zu schlagen und zu ihm zu sagen:
Weissage uns! Und die Knechte schlugen ihn ins Angesicht.
14:66
Und Petrus war unten im Hof. Da kam eine von des
Hohenpriesters Mägden;
14:67
und da sie sah Petrus sich wärmen, schaute sie ihn an und
sprach: Und du warst auch mit Jesus von Nazareth.
14:68
Er leugnete aber und sprach: Ich kenne ihn nicht, weiß auch
nicht, was du sagst. Und er ging hinaus in den Vorhof; und der
Hahn krähte.
14:69
Und die Magd sah ihn und hob abermals an, zu sagen denen,
die dabeistanden: Dieser ist deren einer.
14:70
Und er leugnete abermals. Und nach einer kleinen Weile
sprachen abermals zu Petrus, die dabeistanden: Wahrlich, du bist
deren einer; denn du bist ein Galiläer, und deine Sprache lautet
gleich also.
14:71
Er aber fing an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich
kenne den Menschen nicht, von dem ihr sagt.
14:72
Und der Hahn krähte zum andernmal. Da gedachte Petrus an das
Wort, das Jesus zu ihm sagte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst
du mich dreimal verleugnen. Und er hob an, zu weinen.
15:1
Und bald am Morgen hielten die Hohenpriester einen Rat mit
den Ältesten und Schriftgelehrten, dazu der ganze Rat, und banden
Jesum und führten ihn hin und überantworteten ihn dem Pilatus.
15:2
Und Pilatus fragte ihn: Bist du der König der Juden? Er
antwortete aber und sprach zu ihm: Du sagst es.
15:3
Und die Hohenpriester beschuldigten ihn hart.
15:4
Pilatus aber fragte ihn abermals und sprach: Antwortest du
nichts? Siehe, wie hart sie dich verklagen!
15:5
Jesus aber antwortete nichts mehr, also daß sich auch Pilatus
verwunderte.
15:6
Er pflegte aber ihnen auf das Osterfest einen Gefangenen
loszugeben, welchen sie begehrten.
15:7
Es war aber einer, genannt Barabbas, gefangen mit den
Aufrührern, die im Aufruhr einen Mord begangen hatten.
15:8
Und das Volk ging hinauf und bat, daß er täte, wie er
pflegte.
15:9
Pilatus aber antwortete ihnen: Wollt ihr, daß ich euch den
König der Juden losgebe?
15:10
Denn er wußte, daß ihn die Hohenpriester aus Neid
überantwortet hatten.
15:11
Aber die Hohenpriester reizten das Volk, das er ihnen viel
lieber den Barabbas losgäbe.
15:12
Pilatus aber antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Was
wollt ihr denn, daß ich tue dem, den ihr beschuldigt, er sei der
König der Juden?
15:13
Sie schrieen abermals: Kreuzige ihn!
15:14
Pilatus aber sprach zu ihnen: Was hat er Übles getan? Aber
sie schrieen noch viel mehr: Kreuzige ihn!
15:15
Pilatus aber gedachte, dem Volk genugzutun, und gab ihnen
Barabbas los, und geißelte Jesum und überantwortete ihn, daß er
gekreuzigt würde.
15:16
Die Kriegsknechte aber führten ihn hinein in das Richthaus
und riefen zusammen die ganze Schar
15:17
und zogen ihm einen Purpur an und flochten eine dornene
Krone und setzten sie ihm auf,
15:18
und fingen an, ihn zu grüßen: Gegrüßet seist du, der Juden
König!
15:19
Und schlugen ihm das Haupt mit dem Rohr und verspeiten ihn
und fielen auf die Kniee und beteten ihn an.
15:20
Und da sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Purpur
aus und zogen seine eigenen Kleider an und führten ihn aus, daß
sie ihn kreuzigten.
15:21
Und zwangen einen, mit Namen Simon von Kyrene, der vom Felde
kam (der ein Vater war des Alexander und Rufus), daß er sein
Kreuz trüge.
15:22
Und sie brachten ihn an die Stätte Golgatha, das ist
verdolmetscht: Schädelstätte.
15:23
Und sie gaben ihm Myrrhe im Wein zu trinken; und er nahm's
nicht zu sich.
15:24
Und da sie ihn gekreuzigt hatten, teilten sie seine Kleider
und warfen das Los darum, wer etwas bekäme.
15:25
Und es war um die dritte Stunde, da sie ihn kreuzigten.
15:26
Und es war oben über ihm geschrieben was man ihm schuld gab,
nämlich: Der König der Juden.
15:27
Und sie kreuzigten mit ihm zwei Mörder, einen zu seiner
Rechten und einen zur Linken.
15:28
Da ward die Schrift erfüllet, die da sagt: "Er ist unter die
Übeltäter gerechnet."
15:29
Und die vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre
Häupter und sprachen: Pfui dich, wie fein zerbrichst du den
Tempel und baust ihn in drei Tagen!
15:30
Hilf dir nun selber und steig herab vom Kreuz!
15:31
Desgleichen die Hohenpriester verspotteten ihn untereinander
samt den Schriftgelehrten und sprachen: Er hat anderen geholfen,
und kann sich selber nicht helfen.
15:32
Ist er Christus und König in Israel, so steige er nun vom
Kreuz, daß wir sehen und glauben. Und die mit ihm gekreuzigt
waren, schmähten ihn auch.
15:33
Und nach der sechsten Stunde ward eine Finsternis über das
ganze Land bis um die neunte Stunde.
15:34
Und um die neunte Stunde rief Jesus laut und sprach: "Eli,
Eli lama asabthani? das ist verdolmetscht: Mein Gott, mein Gott,
warum hast du mich verlassen?
15:35
Und etliche, die dabeistanden, da sie es hörten, sprachen
sie: Siehe er ruft den Elia.
15:36
Da lief einer und füllte einen Schwamm mit Essig und steckte
ihn auf ein Rohr und tränkte ihn und sprach: Halt, laßt sehen, ob
Elia komme und ihn herabnehme.
15:37
Aber Jesus schrie laut und verschied.
15:38
Und der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stücke von obenan
bis untenaus.
15:39
Der Hauptmann aber, der dabeistand ihm gegenüber und sah,
daß er mit solchem Geschrei verschied, sprach: Wahrlich, dieser
Mensch ist Gottes Sohn gewesen!
15:40
Und es waren auch Weiber da, die von ferne solches sahen;
unter welchen war Maria Magdalena und Maria, Jakobus des Kleinen
und des Joses Mutter, und Salome,
15:41
die ihm auch nachgefolgt waren, da er in Galiläa war, und
gedient hatten, und viele andere, die mit ihm hinauf gen
Jerusalem gegangen waren.
15:42
Und am Abend, dieweil es der Rüsttag war, welcher ist der
Vorsabbat,
15:43
kam Joseph von Arimathia, ein ehrbarer Ratsherr, welcher
auch auf das Reich Gottes wartete. Der wagte es und ging hinein
zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu.
15:44
Pilatus aber verwunderte sich, daß er schon tot war, und
rief den Hauptmann und fragte ihn, ob er schon lange gestorben
wäre.
15:45
Und als er's erkundet von dem Hauptmann, gab er Joseph den
Leichnam.
15:46
Und er kaufte eine Leinwand und nahm ihn ab und wickelte ihn
in die Leinwand und legte ihn in ein Grab, das war in einen
Felsen gehauen, und wälzte einen Stein vor des Grabes Tür.
15:47
Aber Maria Magdalena und Maria, des Joses Mutter, schauten
zu, wo er hingelegt ward.
16:1
Und da der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und
Maria, des Jakobus Mutter, und Salome Spezerei, auf daß sie kämen
und salbten ihn.
16:2
Und sie kamen zum Grabe am ersten Tag der Woche sehr früh, da
die Sonne aufging.
16:3
Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von
des Grabes Tür?
16:4
Und sie sahen dahin und wurden gewahr, daß der Stein
abgewälzt war; denn er war sehr groß.
16:5
Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling
zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Kleid an;
und sie entsetzten sich.
16:6
Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus
von Nazareth, den Gekreuzigten; er ist nicht hier. Siehe da die
Stätte, da sie ihn hinlegten!
16:7
Gehet aber hin und sagt's seinen Jüngern und Petrus, daß er
vor euch hingehen wird nach Galiläa, da werdet ihr ihn sehen, wie
er gesagt hat.
16:8
Und sie gingen schnell heraus und flohen von dem Grabe; denn
es war sie Zittern und Entsetzen angekommen. Und sie sagten
niemand etwas, denn sie fürchteten sich.
16:9
Jesus aber, da er auferstanden war früh am ersten Tag der
Woche, erschien er am ersten der Maria Magdalena, von welcher er
sieben Teufel ausgetrieben hatte.
16:10
Und sie ging hin und verkündigte es denen, die mit ihm
gewesen waren, die da Leid trugen und weinten.
16:11
Und diese, da sie es hörten, daß er lebte und wäre ihr
erschienen, glaubten sie nicht.
16:12
Darnach, da zwei aus ihnen wandelten, offenbarte er sich
unter einer anderen Gestalt, da sie aufs Feld gingen.
16:13
Und die gingen auch hin und verkündigten das den anderen;
denen glaubten sie auch nicht.
16:14
Zuletzt, da die Elf zu Tische saßen, offenbarte er sich und
schalt ihren Unglauben und ihres Herzens Härtigkeit, daß sie
nicht geglaubt hatten denen, die ihn gesehen hatten auferstanden.
16:15
Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und prediget
das Evangelium aller Kreatur.
16:16
Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer
aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.
16:17
Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da
glauben, sind die: in meinem Namen werden sie Teufel austreiben,
mit neuen Zungen reden.
16:18
Schlangen vertreiben; und so sie etwas Tödliches trinken,
wird's ihnen nicht schaden; auf die Kranken werden sie die Hände
legen, so wird es besser mit ihnen werden.
16:19
Und der HERR, nachdem er mit ihnen geredet hatte, ward er
aufgehoben gen Himmel und sitzt zur rechten Hand Gottes.
16:20
Sie aber gingen aus und predigten an allen Orten; und der
HERR wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch mitfolgende
Zeichen.
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