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1:1
Im dritten Jahr des Reiches Jojakims, des Königs in Juda, kam
Nebukadnezar, der König zu Babel, vor Jerusalem und belagerte es.
1:2
Und der HERR übergab ihm Jojakim, den König Juda's, und
etliche Gefäße aus dem Hause Gottes; die ließ er führen ins Land
Sinear in seines Gottes Haus und tat die Gefäße in seines Gottes
Schatzkammer.
1:3
Und der König sprach zu Aspenas, seinem obersten Kämmerer, er
sollte aus den Kindern Israel vom königlichen Stamm und
Herrenkinder wählen
1:4
Knaben, die nicht gebrechlich wären, sondern schöne,
vernünftige, weise, kluge und verständige, die da geschickt
wären, zu dienen an des Königs Hofe und zu lernen chaldäische
Schrift und Sprache.
1:5
Solchen bestimmte der König, was man ihnen täglich geben
sollte von seiner Speise und vom Wein, den er selbst trank, daß
sie also drei Jahre auferzogen würden und darnach dem König
dienen sollten.
1:6
Unter diesen war Daniel, Hananja, Misael und Asarja von den
Kindern Juda.
1:7
Und der oberste Kämmerer gab ihnen Namen und nannte Daniel
Beltsazar und Hananja Sadrach und Misael Mesach und Asarja
Abed-Nego.
1:8
Aber Daniel setzte sich vor in seinem Herzen, daß er sich mit
des Königs Speise und mit dem Wein, den er selbst trank, nicht
verunreinigen wollte, und bat den obersten Kämmerer, daß er sich
nicht müßte verunreinigen.
1:9
Und Gott gab Daniel, daß ihm der oberste Kämmerer günstig und
gnädig ward.
1:10
Derselbe sprach zu ihm: Ich fürchte mich vor meinem Herrn,
dem König, der euch eure Speise und Trank bestimmt hat; wo er
würde sehen, daß eure Angesichter jämmerlicher wären denn der
andern Knaben eures Alters, so brächtet ihr mich bei dem König um
mein Leben.
1:11
Da sprach Daniel zu dem Aufseher, welchem der oberste
Kämmerer Daniel, Hananja, Misael und Asarja befohlen hatte:
1:12
Versuche es doch mit deinen Knechten zehn Tage und laß uns
geben Gemüse zu essen und Wasser zu trinken.
1:13
Und laß dann vor dir unsre Gestalt und der Knaben, so von
des Königs Speise essen, besehen; und darnach du sehen wirst,
darnach schaffe mit deinen Knechten.
1:14
Und er gehorchte ihnen darin und versuchte es mit ihnen zehn
Tage.
1:15
Und nach den zehn Tagen waren sie schöner und besser bei
Leibe denn alle Knaben, so von des Königs Speise aßen.
1:16
Da tat der Aufseher ihre verordnete Speise und Trank weg und
gab ihnen Gemüse.
1:17
Aber diesen vier Knaben gab Gott Kunst und Verstand in
allerlei Schrift und Weisheit; Daniel aber gab er Verstand in
allen Gesichten und Träumen.
1:18
Und da die Zeit um war, die der König bestimmt hatte, daß
sie sollten hineingebracht werden, brachte sie der oberste
Kämmerer hinein vor Nebukadnezar.
1:19
Und der König redete mit ihnen, und ward unter allen niemand
gefunden, der Daniel, Hananja, Misael und Asarja gleich wäre; und
sie wurden des Königs Diener.
1:20
Und der König fand sie in allen Sachen, die er sie fragte
zehnmal klüger und verständiger denn alle Sternseher und Weisen
in seinem ganzen Reich.
1:21
Und Daniel erlebte das erste Jahr des König Kores.
2:1
Im zweiten Jahr des Reiches Nebukadnezars hatte Nebukadnezar
einen Traum, davon er erschrak, daß er aufwachte.
2:2
Und er hieß alle Seher und Weisen und Zauberer und Chaldäer
zusammenfordern, daß sie dem König seinen Traum sagen sollten.
Und sie kamen und traten vor den König.
2:3
Und der König sprach zu ihnen: Ich habe einen Traum gehabt,
der hat mich erschreckt; und ich wollte gern wissen, was es für
ein Traum gewesen sei.
2:4
Da sprachen die Chaldäer zum König auf chaldäisch: Der König
lebe ewiglich! Sage deinen Knechten den Traum, so wollen wir ihn
deuten.
2:5
Der König antwortete und sprach zu den Chaldäern: Es ist mir
entfallen. Werdet ihr mir den Traum nicht anzeigen und ihn
deuten, so sollt ihr in Stücke zerhauen und eure Häuser
schändlich zerstört werden.
2:6
Werdet ihr mir aber den Traum anzeigen und deuten, so sollt
ihr Geschenke, Gaben und große Ehre von mir haben. Darum so sagt
mir den Traum und seine Deutung.
2:7
Sie antworteten wiederum und sprachen: Der König sage seinen
Knechten den Traum, so wollen wir ihn deuten.
2:8
Der König antwortete und sprach: Wahrlich, ich merke es, daß
ihr Frist sucht, weil ihr seht, daß mir's entfallen ist.
2:9
Aber werdet ihr mir nicht den Traum sagen, so geht das Recht
über euch, als die ihr Lügen und Gedichte vor mir zu reden euch
vorgenommen habt, bis die Zeit vorübergehe. Darum so sagt mir den
Traum, so kann ich merken, daß ihr auch die Deutung trefft.
2:10
Da antworteten die Chaldäer vor dem König und sprachen zu
ihm: Es ist kein Mensch auf Erden, der sagen könne, was der König
fordert. So ist auch kein König, wie groß oder mächtig er sei,
der solches von irgend einem Sternseher, Weisen oder Chaldäer
fordere.
2:11
Denn was der König fordert, ist zu hoch, und ist auch sonst
niemand, der es vor dem König sagen könne, ausgenommen die
Götter, die bei den Menschen nicht wohnen.
2:12
Da ward der König sehr zornig und befahl, alle Weisen zu
Babel umzubringen.
2:13
Und das Urteil ging aus, daß man die Weisen töten sollte;
und Daniel samt seinen Gesellen ward auch gesucht, daß man sie
tötete.
2:14
Da erwiderte Daniel klug und verständig dem Arioch, dem
obersten Richter des Königs, welcher auszog, zu töten die Weisen
zu Babel.
2:15
Und er fing an und sprach zu des Königs Vogt, Arioch: Warum
ist ein so strenges Urteil vom König ausgegangan? Und Arioch
zeigte es dem Daniel an.
2:16
Da ging Daniel hinein und bat den König, daß er ihm Frist
gäbe, damit er die Deutung dem König sagen möchte.
2:17
Und Daniel ging heim und zeigte solches an seinen Gesellen,
Hananja, Misael und Asarja,
2:18
daß sie den Gott des Himmels um Gnade bäten solches
verborgenen Dinges halben, damit Daniel und seine Gesellen nicht
samt den andern Weisen zu Babel umkämen.
2:19
Da ward Daniel solch verborgenes Ding durch ein Gesicht des
Nachts offenbart.
2:20
Darüber lobte Daniel den Gott des Himmels, fing an und
sprach: Gelobt sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit! denn
sein ist beides, Weisheit und Stärke.
2:21
Er ändert Zeit und Stunde; er setzt Könige ab und setzt
Könige ein; er gibt den Weisen ihre Weisheit und den Verständigen
ihren Verstand;
2:22
er offenbart, was tief und verborgen ist; er weiß, was in
der Finsternis liegt, denn bei ihm ist eitel Licht.
2:23
Ich danke dir und lobe dich, Gott meiner Väter, der du mir
Weisheit und Stärke verleihst und jetzt offenbart hast, darum wir
dich gebeten haben; denn du hast uns des Königs Sache offenbart.
2:24
Da ging Daniel hinein zu Arioch, der vom König Befehl hatte,
die Weisen zu Babel umzubringen, und sprach zu ihm also: Du
sollst die Weisen zu Babel nicht umbringen, sondern führe mich
hinein zum König, ich will dem König die Deutung sagen.
2:25
Arioch brachte Daniel eilends hinein vor den König und
sprach zu ihm also: Es ist einer gefunden unter den Gefangenen
aus Juda, der dem König die Deutung sagen kann.
2:26
Der König antwortete und sprach zu Daniel, den sie Beltsazar
hießen: Bist du, der mir den Traum, den ich gesehen habe, und
seine Deutung anzeigen kann?
2:27
Daniel fing an vor dem König und sprach: Das verborgene
Ding, das der König fordert von den Weisen, Gelehrten,
Sterndeutern und Wahrsagern, steht in ihrem Vermögen nicht, dem
König zu sagen.
2:28
Aber es ist ein Gott im Himmel, der kann verborgene Dinge
offenbaren; der hat dem König Nebukadnezar angezeigt, was in
künftigen Zeiten geschehen soll.
2:29
Mit deinem Traum und deinem Gesichten, da du schliefest,
verhielt sich's also: Du, König, dachtest auf deinem Bette, wie
es doch hernach zugehen würde; und der, so verborgene Dinge
offenbart, hat dir angezeigt, wie es gehen werde.
2:30
So ist mir solch verborgenes Ding offenbart, nicht durch
meine Weisheit, als wäre sie größer denn aller, die da leben;
sondern darum, daß dem König die Deutung angezeigt würde und du
deines Herzens Gedanken erführest.
2:31
Du, König, sahst, und siehe, ein großes und hohes und sehr
glänzendes Bild stand vor dir, das war schrecklich anzusehen.
2:32
Des Bildes Haupt war von feinem Golde, seine Brust und Arme
waren von Silber, sein Bauch und seine Lenden waren von Erz,
2:33
seine Schenkel waren Eisen, seine Füße waren eines Teils
Eisen und eines Teils Ton.
2:34
Solches sahst du, bis daß ein Stein herabgerissen ward ohne
Hände; der schlug das Bild an seine Füße, die Eisen und Ton
waren, und zermalmte sie.
2:35
Da wurden miteinander zermalmt das Eisen, Ton, Erz, Silber
und Gold und wurden wie eine Spreu auf der Sommertenne, und der
Wind verwehte sie, daß man sie nirgends mehr finden konnte. Der
Stein aber, der das Bild zerschlug, ward ein großer Berg, daß er
die ganze Welt füllte.
2:36
Das ist der Traum. Nun wollen wir die Deutung vor dem König
sagen.
2:37
Du, König, bist ein König aller Könige, dem der Gott des
Himmels Königreich, Macht, Stärke und Ehre gegeben hat
2:38
und alles, da Leute wohnen, dazu die Tiere auf dem Felde und
die Vögel unter dem Himmel in deine Hände gegeben und dir über
alles Gewalt verliehen hat. Du bist das goldene Haupt.
2:39
Nach dir wird ein anderes Königreich aufkommen, geringer
denn deins. Darnach das dritte Königreich, das ehern ist, welches
wird über alle Lande herrschen.
2:40
Und das vierte wird hart sein wie Eisen; denn gleichwie
Eisen alles zermalmt und zerschlägt, ja, wie Eisen alles
zerbricht, also wird es auch diese alle zermalmen und zerbrechen.
2:41
Daß du aber gesehen hast die Füße und Zehen eines Teils Ton
und eines Teils Eisen: das wird ein zerteiltes Königreich sein;
doch wird von des Eisens Art darin bleiben, wie du es denn
gesehen hast Eisen mit Ton vermengt.
2:42
Und daß die Zehen an seinen Füßen eines Teils Eisen und
eines Teils Ton sind: wird's zum Teil ein starkes und zum Teil
ein schwaches Reich sein.
2:43
Und daß du gesehen hast Eisen und Ton vermengt: werden sie
sich wohl nach Menschengeblüt untereinander mengen, aber sie
werden doch nicht aneinander halten, gleichwie sich Eisen und Ton
nicht mengen läßt.
2:44
Aber zur Zeit solcher Königreiche wird der Gott des Himmels
ein Königreich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird; und sein
Königreich wird auf kein ander Volk kommen. Es wird alle diese
Königreiche zermalmen und verstören; aber es selbst wird ewiglich
bleiben;
2:45
wie du denn gesehen hast einen Stein, ohne Hände vom Berge
herabgerissen, der das Eisen, Erz, Ton, Silber und Gold
zermalmte. Also hat der große Gott dem König gezeigt, wie es
hernach gehen werde; und der Traum ist gewiß, und die Deutung ist
recht.
2:46
Da fiel der König Nebukadnezar auf sein Angesicht und betete
an vor dem Daniel und befahl, man sollt ihm Speisopfer und
Räuchopfer tun.
2:47
Und der König antwortete Daniel und sprach: Es ist kein
Zweifel, euer Gott ist ein Gott über alle Götter und ein HERR
über alle Könige, der da kann verborgene Dinge offenbaren, weil
du dies verborgene Ding hast können offenbaren.
2:48
Und der König erhöhte Daniel und gab ihm große und viele
Geschenke und machte ihn zum Fürsten über die ganze Landschaft
Babel und setzte ihn zum Obersten über alle Weisen zu Babel.
2:49
Und Daniel bat vom König, daß er über die Ämter der
Landschaft Babel setzen möchte Sadrach, Mesach und Abed-Nego; und
er, Daniel blieb bei dem König am Hofe.
3:1
Der König Nebukadnezar ließ ein goldenes Bild machen, sechzig
Ellen hoch und sechs Ellen breit, und ließ es setzen ins Tal Dura
in der Landschaft Babel.
3:2
Und der König Nebukadnezar sandte nach den Fürsten, Herren,
Landpflegern, Richtern, Vögten, Räten, Amtleuten und allen
Gewaltigen im Lande, daß sie zusammenkommen sollten, das Bild zu
weihen, daß der König Nebukadnezar hatte setzen lassen.
3:3
Da kamen zusammen die Fürsten, Herren, Landpfleger, Richter,
Vögte, Räte, Amtleute und alle Gewaltigen im lande, das Bild zu
weihen, das der König Nebukadnezar hatte setzen lassen. Und sie
mußten dem Bilde gegenübertreten, das Nebukadnezar hatte setzen
lassen.
3:4
Und der Herold rief überlaut: Das laßt euch gesagt sein, ihr
Völker, Leute und Zungen!
3:5
Wenn ihr hören werdet den Schall der Posaunen, Drommeten,
Harfen, Geigen, Psalter, Lauten und allerlei Saitenspiel, so
sollt ihr niederfallen und das goldene Bild anbeten, das der
König Nebukadnezar hat setzen lassen.
3:6
Wer aber alsdann nicht niederfällt und anbetet, der soll von
Stund an in den glühenden Ofen geworfen werden.
3:7
Da sie nun hörten den Schall der Posaunen, Drommeten, Harfen,
Geigen, Psalter und allerlei Saitenspiel, fielen nieder alle
Völker, Leute und Zungen und beteten an das goldene Bild, das der
König Nebukadnezar hatte setzen lassen.
3:8
Von Stund an traten hinzu etliche chaldäische Männer und
verklagten die Juden,
3:9
fingen an und sprachen zum König Nebukadnezar: Der König lebe
ewiglich!
3:10
Du hast ein Gebot lassen ausgehen, daß alle Menschen, wenn
sie hören würden den Schall der Posaunen, Drommeten, Harfen,
Geigen, Psalter, Lauten und allerlei Saitenspiel, sollten sie
niederfallen und das goldene Bild anbeten;
3:11
wer aber nicht niederfiele und anbetete, sollte in den
glühenden Ofen geworfen werden.
3:12
Nun sind da jüdische Männer, welche du über die Ämter der
Landschaft Babel gesetzt hast: Sadrach, Mesach und Abed-Nego; die
verachten dein Gebot und ehren deine Götter nicht und beten nicht
an das goldene Bild, das du hast setzen lassen.
3:13
Da befahl Nebukadnezar mit Grimm und Zorn, daß man vor ihn
stellte Sadrach, Mesach und Abed-Nego. Und die Männer wurden vor
den König gestellt.
3:14
Da fing Nebukadnezar an und sprach zu ihnen: Wie? wollt ihr
Sadrach, Mesach, Abed-Nego, meinen Gott nicht ehren und das
goldenen Bild nicht anbeten, das ich habe setzen lassen?
3:15
Wohlan schickt euch! Sobald ihr hören werdet den Schall der
Posaunen, Drommeten, Harfen, Geigen, Psalter, Lauten und allerlei
Saitenspiel, so fallt nieder und betet das Bild an, das ich habe
machen lassen! Werdet ihr's nicht anbeten, so sollt ihr von Stund
an in den glühenden Ofen geworfen werden. Laßt sehen, wer der
Gott sei, der euch aus meiner Hand erretten werde!
3:16
Da fingen an Sadrach, Mesach, Abed-Nego und sprachen zum
König Nebukadnezar: Es ist nicht not, daß wir darauf antworten.
3:17
Siehe, unser Gott, den wir ehren, kann uns wohl erretten aus
dem glühenden Ofen, dazu auch von deiner Hand erretten.
3:18
Und wo er's nicht tun will, so sollst du dennoch wissen, daß
wir deine Götter nicht ehren noch das goldene Bild, das du hast
setzen lassen, anbeten wollen.
3:19
Da ward Nebukadnezar voll Grimms, und sein Angesicht
verstellte sich wider Sadrach, Mesach und Abed-Nego, und er
befahl man sollte den Ofen siebenmal heißer machen, denn man
sonst zu tun pflegte.
3:20
Und er befahl den besten Kriegsleuten, die in seinem Heer
waren, daß sie Sadrach, Mesach und Abed-Nego bänden und in den
glühenden Ofen würfen.
3:21
Also wurden diese Männer in ihren Mänteln, Schuhen, Hüten
und andern Kleidern gebunden und in den glühenden Ofen geworfen;
3:22
denn des Königs Gebot mußte man eilends tun. Und man schürte
das Feuer im Ofen so sehr, daß die Männer, so den Sadrach, Mesach
und Abed-Nego hinaufbrachten, verdarben von des Feuers Flammen.
3:23
Aber die drei Männer, Sadrach, Mesach und Abed-Nego fielen
hinab in den glühenden Ofen, wie sie gebunden waren.
3:24
Da entsetzte sich der König Nebukadnezar und fuhr auf und
sprach zu seinen Räten: Haben wir nicht drei Männer gebunden in
das Feuer lassen werfen? Sie antworteten und sprachen zum König:
Ja, Herr König.
3:25
Er antwortete und sprach: Sehe ich doch vier Männer frei im
Feuer gehen, und sie sind unversehrt; und der vierte ist gleich,
als wäre er ein Sohn der Götter.
3:26
Und Nebukadnezar trat hinzu vor das Loch des glühenden Ofens
und sprach: Sadrach, Mesach, Abed-Nego, ihr Knechte Gottes des
Höchsten, geht heraus und kommt her! Da gingen Sadrach, Mesach
und Abed-Nego heraus aus dem Feuer.
3:27
Und die Fürsten, Herren, Vögte und Räte kamen zusammen und
sahen, daß das Feuer keine Macht am Leibe dieser Männer bewiesen
hatte und ihr Haupthaar nicht versengt und ihre Mäntel nicht
versehrt waren; ja man konnte keinen Brand an ihnen riechen.
3:28
Da fing Nebukadnezar an und sprach: Gelobt sei der Gott
Sadrachs, Mesachs und Abed-Negos, der seinen Engel gesandt und
seine Knechte errettet hat, die ihm vertraut und des Königs Gebot
nicht gehalten, sondern ihren Leib dargegeben haben, daß sie
keinen Gott ehren noch anbeten wollten als allein ihren Gott!
3:29
So sei nun dies mein Gebot: Welcher unter allen Völkern,
Leuten und Zungen den Gott Sadrachs, Mesachs und Abed-Negos
lästert, der soll in Stücke zerhauen und sein Haus schändlich
verstört werden. Denn es ist kein andrer Gott, der also erretten
kann, als dieser.
3:30
Und der König gab Sadrach, Mesach und Abed-Nego große Gewalt
in der Landschaft Babel.
4:1
[3:31] König Nebukadnezar allen Völkern, Leuten und Zungen
auf der ganzen Erde: Viel Friede zuvor!
4:2
[3:32] Ich sehe es für gut an, daß ich verkündige die Zeichen
und Wunder, so Gott der Höchste an mir getan hat.
4:3
[3:33] Denn seine Zeichen sind groß, und seine Wunder
mächtig, und sein Reich ist ein ewiges Reich, und seine
Herrschaft währt für und für.
4:4
[4:1] Ich, Nebukadnezar, da ich gute Ruhe hatte in meinem
Hause und es wohl stand auf meiner Burg,
4:5
[2] sah einen Traum und erschrak, und die Gedanken, die ich
auf meinem Bett hatte, und das Gesicht, so ich gesehen hatte,
betrübten mich.
4:6
[3] Und ich befahl, daß alle Weisen zu Babel vor mich
hereingebracht würden, daß sie mir sagten, was der Traum
bedeutet.
4:7
[4] Da brachte man herein die Sternseher, Weisen, Chaldäer
und Wahrsager, und ich erzählte den Traum vor ihnen; aber sie
konnten mir nicht sagen, was er bedeutete,
4:8
[5] bis zuletzt Daniel vor mich kam, welcher Beltsazar heißt
nach dem Namen meines Gottes, der den Geist der heiligen Götter
hat. Und ich erzählte vor ihm meinen Traum:
4:9
[6] Beltsazar, du Oberster unter den Sternsehern, von dem ich
weiß, daß du den Geist der heiligen Götter hast und dir nichts
verborgen ist, sage, was das Gesicht meines Traumes, das ich
gesehen habe, bedeutet.
4:10
[7] Dies aber ist das Gesicht, das ich gesehen habe auf
meinem Bette: Siehe, es stand ein Baum mitten im Lande, der war
sehr hoch.
4:11
[8] Und er wurde groß und mächtig, und seine Höhe reichte
bis an den Himmel, und er breitete sich aus bis ans Ende der
ganzen Erde.
4:12
[9] Seine Äste waren schön und trugen viel Früchte, davon
alles zu essen hatte; alle Tiere auf dem Felde fanden Schatten
unter ihm, und die Vögel unter dem Himmel saßen auf seinen Ästen,
und alles Fleisch nährte sich von ihm.
4:13
[10] Und ich sah ein Gesicht auf meinem Bette, und siehe,
ein heiliger Wächter fuhr vom Himmel herab;
4:14
[11] der rief überlaut und sprach also: Haut den Baum um und
behaut ihm die Äste und streift ihm das Laub ab und zerstreut
seine Früchte, daß die Tiere, so unter ihm liegen, weglaufen und
die Vögel von seinen Zweigen fliehen.
4:15
[12] Doch laßt den Stock mit seinen Wurzeln in der Erde
bleiben; er aber soll in eisernen und ehernen Ketten auf dem
Felde im Grase und unter dem Tau des Himmels liegen und naß
werden und soll sich weiden mit den Tieren von den Kräutern der
Erde.
4:16
[13] Und das menschliche Herz soll von ihm genommen und ein
viehisches Herz ihm gegeben werden, bis daß sieben Zeiten über
ihn um sind.
4:17
[14] Solches ist im Rat der Wächter beschlossen und im
Gespräch der Heiligen beratschlagt, auf daß die Lebendigen
erkennen, daß der Höchste Gewalt hat über der Menschen
Königreiche und gibt sie, wem er will, und erhöht die Niedrigen
zu denselben.
4:18
[15] Solchen Traum habe ich, König Nebukadnezar, gesehen; du
aber Beltsazar, sage mir was er bedeutet. Denn alle Weisen in
meinem Königreiche können mir nicht anzeigen, was er bedeute; du
aber kannst es wohl, denn der Geist der heiligen Götter ist bei
dir.
4:19
[16] Da entsetzte sich Daniel, der sonst Beltsazar heißt,
bei einer Stunde lang und seine Gedanken betrübten ihn. Aber der
König sprach: Beltsazar, laß dich den Traum und seine Deutung
nicht betrüben. Beltsazar fing an und sprach: Ach mein Herr, daß
der Traum deinen Feinden und seine Deutung deinen Widersachern
gälte!
4:20
[17] Der Baum, den du gesehen hast, daß er groß und mächtig
ward und seine Höhe an den Himmel reichte und daß er sich über
die Erde breitete
4:21
[18] und seine Äste schön waren und seiner Früchte viel,
davon alles zu essen hatte, und die Tiere auf dem Felde unter ihm
wohnten und die Vögel des Himmels auf seinen Ästen saßen:
4:22
[19] das bist du, König, der du so groß und mächtig
geworden; denn deine Macht ist groß und reicht an den Himmel, und
deine Gewalt langt bis an der Welt Ende.
4:23
[20] Daß aber der König einen heiligen Wächter gesehen hat
vom Himmel herabfahren und sagen: Haut den Baum um und verderbt
ihn; doch den Stock mit seinen Wurzeln laßt in der Erde bleiben;
er aber soll in eisernen und ehernen Ketten auf dem Felde im
Grase gehen und unter dem Tau des Himmels liegen und naß werden
und sich mit den Tieren auf dem Felde weiden, bis über ihn sieben
Zeiten um sind,
4:24
[21] das ist die Deutung, Herr König, und solcher Rat des
Höchsten geht über meinen Herrn König:
4:25
[22] Man wird dich von den Leuten stoßen, und du mußt bei
den Tieren auf dem Felde bleiben, und man wird dich Gras essen
lassen wie die Ochsen, und wirst unter dem Tau des Himmels liegen
und naß werden, bis über dir sieben Zeiten um sind, auf daß du
erkennst, daß der Höchste Gewalt hat über der Menschen
Königreiche und gibt sie, wem er will.
4:26
[23] Daß aber gesagt ist, man solle dennoch den Stock des
Baumes mit seinen Wurzeln bleiben lassen: dein Königreich soll
dir bleiben, wenn du erkannt hast die Gewalt im Himmel.
4:27
[24] Darum, Herr König, laß dir meinen Rat gefallen und
mache dich los von deinen Sünden durch Gerechtigkeit und ledig
von deiner Missetat durch Wohltat an den Armen, so wird dein
Glück lange währen.
4:28
[25] Dies alles widerfuhr dem König Nebukadnezar.
4:29
[26] Denn nach zwölf Monaten, da der König auf der
königlichen Burg zu Babel ging,
4:30
[27] hob er an und sprach: Das ist die große Babel, die ich
erbaut habe zum königlichen Hause durch meine große Macht, zu
Ehren meiner Herrlichkeit.
4:31
[28] Ehe der König diese Worte ausgeredet hatte, fiel eine
Stimme von Himmel: Dir, König Nebukadnezar, wird gesagt: dein
Königreich soll dir genommen werden;
4:32
[29] und man wird dich von den Leuten verstoßen, und sollst
bei den Tieren, so auf dem Felde gehen, bleiben; Gras wird man
dich essen lassen wie Ochsen, bis über dir sieben Zeiten um sind,
auf daß du erkennst, daß der Höchste Gewalt hat über der Menschen
Königreiche und gibt sie, wem er will.
4:33
[30] Von Stund an ward das Wort vollbracht über
Nebukadnezar, und er ward verstoßen von den Leuten hinweg, und er
aß Gras wie Ochsen, und sein Leib lag unter dem Tau des Himmels,
und er ward naß, bis sein Haar wuchs so groß wie Adlersfedern und
seine Nägel wie Vogelsklauen wurden.
4:34
[31] Nach dieser Zeit hob ich, Nebukadnezar, meine Augen auf
gen Himmel und kam wieder zur Vernunft und lobte den Höchsten.
Ich pries und ehrte den, der ewiglich lebt, des Gewalt ewig ist
und des Reich für und für währt,
4:35
[32] gegen welchen alle, so auf Erden wohnen, als nichts zu
rechnen sind. Er macht's, wie er will, mit den Kräften im Himmel
und mit denen, so auf Erden wohnen; und niemand kann seiner Hand
wehren noch zu ihm sagen: Was machst du?
4:36
[33] Zur selben Zeit kam ich wieder zur Vernunft, auch zu
meinen königlichen Ehren, zu meiner Herrlichkeit und zu meiner
Gestalt. Und meine Räte und Gewaltigen suchten mich, und ich ward
wieder in mein Königreich gesetzt; und ich überkam noch größere
Herrlichkeit.
4:37
[34] Darum lobe ich, Nebukadnezar, und ehre und preise den
König des Himmels; denn all sein Tun ist Wahrheit, und seine Wege
sind recht, und wer stolz ist, den kann er demütigen.
5:1
König Belsazer machte ein herrliches Mahl seinen tausend
Gewaltigen und soff sich voll mit ihnen.
5:2
Und da er trunken war, hieß er die goldenen und silbernen
Gefäße herbringen, die sein Vater Nebukadnezar aus dem Tempel zu
Jerusalem weggenommen hatte, daß der König mit seinen Gewaltigen,
mit seinen Weibern und mit seinen Kebsweibern daraus tränken.
5:3
Also wurden hergebracht die goldenen Gefäße, die aus dem
Tempel, aus dem Hause Gottes zu Jerusalem, genommen waren; und
der König, seine Gewaltigen, seine Weiber und Kebsweiber tranken
daraus.
5:4
Und da sie so soffen, lobten sie die goldenen, silbernen,
ehernen, eisernen, hölzernen und steinernen Götter.
5:5
Eben zu derselben Stunde gingen hervor Finger wie einer
Menschenhand, die schrieben, gegenüber dem Leuchter, auf die
getünchte Wand in dem königlichen Saal; und der König ward gewahr
der Hand, die da schrieb.
5:6
Da entfärbte sich der König, und seine Gedanken erschreckten
ihn, daß ihm die Lenden schütterten und die Beine zitterten.
5:7
Und der König rief überlaut, daß man die Weisen, Chaldäer und
Wahrsager hereinbringen sollte. Und er ließ den Weisen zu Babel
sagen: Welcher Mensch diese Schrift liest und sagen kann, was sie
bedeute, der soll in Purpur gekleidet werden und eine goldene
Kette am Halse tragen und der dritte Herr sein in meinem
Königreiche.
5:8
Da wurden alle Weisen des Königs hereingebracht; aber sie
konnten weder die Schrift lesen noch die Deutung dem König
anzeigen.
5:9
Darüber erschrak der König Belsazer noch härter und verlor
ganz seine Farbe; und seinen Gewaltigen ward bange.
5:10
Da ging die Königin um solcher Sache des Königs und seiner
Gewaltigen willen hinein in den Saal und sprach: Der König lebe
ewiglich! Laß dich deine Gedanken nicht so erschrecken und
entfärbe dich nicht also!
5:11
Es ist ein Mann in deinem Königreich, der den Geist der
heiligen Götter hat. Denn zu deines Vaters Zeit ward bei ihm
Erleuchtung gefunden, Klugheit und Weisheit, wie der Götter
Weisheit ist; und dein Vater, König Nebukadnezar, setzte ihn über
die Sternseher, Weisen, Chaldäer und Wahrsager,
5:12
darum daß ein hoher Geist bei ihm gefunden ward, dazu
Verstand und Klugheit, Träume zu deuten, dunkle Sprüche zu
erraten und verborgene Sachen zu offenbaren: nämlich Daniel, den
der König ließ Beltsazar nennen. So rufe man nun Daniel; der wird
sagen, was es bedeutet.
5:13
Da ward Daniel hinein vor den König gebracht. Und der König
sprach zu Daniel: Bist du der Daniel, der Gefangenen einer aus
Juda, die der König, mein Vater aus Juda hergebracht hat?
5:14
Ich habe von dir hören sagen, daß du den Geist der Götter
hast und Erleuchtung, Verstand und hohe Weisheit bei dir gefunden
sei.
5:15
Nun habe ich vor mich fordern lassen die Klugen und Weisen,
daß sie mir diese Schrift lesen und anzeigen sollen, was sie
bedeutet: und sie können mir nicht sagen, was solches bedeutet.
5:16
Von dir aber höre ich, daß du könnest Deutungen geben und
das Verborgene offenbaren. Kannst du nun die Schrift lesen und
mir anzeigen, was sie bedeutet, so sollst du mit Purpur gekleidet
werden und eine golden Kette an deinem Halse tragen und der
dritte Herr sein in meinem Königreiche.
5:17
Da fing Daniel an und redete vor dem König: Behalte deine
Gaben selbst und gib dein Geschenk einem andern; ich will dennoch
die Schrift dem König lesen und anzeigen, was sie bedeutet.
5:18
Herr König, Gott der Höchste hat deinem Vater, Nebukadnezar,
Königreich, Macht, Ehre und Herrlichkeit gegeben.
5:19
Und vor solcher Macht, die ihm gegeben war, fürchteten sich
vor ihm alle Völker, Leute und Zungen. Er tötete wen er wollte;
er ließ leben, wen er wollte; er erhöhte, wen er wollte; er
demütigt, wen er wollte.
5:20
Da sich aber sein Herz erhob und er stolz und hochmütig
ward, ward er vom königlichen Stuhl gestoßen und verlor seine
Ehre
5:21
und ward verstoßen von den Leuten hinweg, und sein Herz ward
gleich den Tieren, und er mußte bei dem Wild laufen und fraß Gras
wie Ochsen, und sein Leib lag unterm Tau des Himmels, und er ward
naß, bis daß er lernte, daß Gott der Höchste Gewalt hat über der
Menschen Königreiche und gibt sie, wem er will.
5:22
Und du, Belsazer, sein Sohn, hast dein Herz nicht
gedemütigt, ob du wohl solches alles weißt,
5:23
sondern hast dich wider den HERRN des Himmels erhoben, und
die Gefäße seines Hauses hat man vor dich bringen müssen, und du,
deine Gewaltigen, deine Weiber und deine Kebsweiber habt daraus
getrunken, dazu die silbernen, goldenen, ehernen, eisernen,
hölzernen und steinernen Götter gelobt, die weder sehen noch
hören noch fühlen; den Gott aber, der deinen Odem und alle deine
Wege in seiner Hand hat, hast du nicht geehrt.
5:24
Darum ist von ihm gesandt diese Hand und diese Schrift, die
da verzeichnet steht.
5:25
Das aber ist die Schrift, allda verzeichnet: Mene, mene,
Tekel, U-pharsin.
5:26
Und sie bedeutet dies: Mene, das ist Gott hat dein
Königreich gezählt und vollendet.
5:27
Tekel, das ist: man hat dich in einer Waage gewogen und zu
leicht gefunden.
5:28
Peres, das ist: dein Königreich ist zerteilt und den Medern
und Persern gegeben.
5:29
Da befahl Belsazer, daß man Daniel mit Purpur kleiden sollte
und ihm eine goldene Kette an den Hals geben, und ließ ihm
verkündigen, daß er der dritte Herr sei im Königreich.
5:30
Aber in derselben Nacht ward der Chaldäer König Belsazer
getötet.
5:31
[6:1] Und Darius aus Medien nahm das Reich ein, da er
zweiundsechzig Jahre alt war.
6:1
[2] Und Darius sah es für gut an, daß er über das ganze
Königreich setzte hundertzwanzig Landvögte.
6:2
[3] Über diese setzte er drei Fürsten, deren einer Daniel
war, welchen die Landvögte sollten Rechnung tun, daß der König
keinen Schaden litte.
6:3
[4] Daniel aber übertraf die Fürsten und Landvögte alle, denn
es war ein hoher Geist in ihm; darum gedachte der König, ihn über
das ganze Königreich zu setzen.
6:4
[5] Derhalben trachteten die Fürsten und Landvögte darnach,
wie sie eine Sache an Daniel fänden, die wider das Königreich
wäre. Aber sie konnten keine Sache noch Übeltat finden; denn er
war treu, daß man ihm keine Schuld noch Übeltat an ihm finden
mochte.
6:5
[6] Da sprachen die Männer: Wir werden keine Sache an Daniel
finden außer seinem Gottesdienst.
6:6
[7] Da kamen die Fürsten und Landvögte zuhauf vor den König
und sprachen zu ihm also: Der König Darius lebe ewiglich!
6:7
[8] Es haben die Fürsten des Königreichs, die Herren, die
Landvögte, die Räte und Hauptleute alle Gedacht, daß man einen
königlichen Befehl soll ausgehen lassen und ein strenges Gebot
stellen, daß, wer in dreißig Tagen etwas bitten wird von irgend
einem Gott oder Menschen außer dir, König, allein, solle zu den
Löwen in den Graben geworfen werden.
6:8
[9] Darum, lieber König, sollst du solch Gebot bestätigen und
dich unterschreiben, auf daß es nicht geändert werde, nach dem
Rechte der Meder und Perser, welches niemand aufheben darf.
6:9
[10] Also unterschrieb sich der König Darius.
6:10
[11] Als nun Daniel erfuhr, daß solch Gebot unterschrieben
wäre, ging er hinein in sein Haus (er hatte aber an seinem Söller
offene Fenster gegen Jerusalem); und er fiel des Tages dreimal
auf seine Kniee, betete, lobte und dankte seinem Gott, wie er
denn bisher zu tun pflegte.
6:11
[12] Da kamen diese Männer zuhauf und fanden Daniel beten
und flehen vor seinem Gott.
6:12
[13] Und traten hinzu und redeten mit dem König von dem
königlichen Gebot: Herr König, hast du nicht ein Gebot
unterschrieben, daß, wer in dreißig Tagen etwas bitten würde von
irgend einem Gott oder Menschen außer dir, König, allein, solle
zu den Löwen in den Graben geworfen werden? Der König antwortete
und sprach: Es ist wahr, und das Recht der Meder und Perser soll
niemand aufheben.
6:13
[14] Sie antworteten und sprachen vor dem König: Daniel, der
Gefangenen aus Juda einer, der achtet weder dich noch dein Gebot,
das du verzeichnet hast; denn er betet des Tages dreimal.
6:14
[15] Da der König solches hörte, ward er sehr betrübt und
tat großen Fleiß, daß er Daniel erlöste, und mühte sich bis die
Sonne unterging, daß er ihn errettete.
6:15
[16] Aber die Männer kamen zuhauf zu dem König und sprachen
zu ihm: Du weißt, Herr König, daß der Meder und Perser Recht ist,
daß alle Gebote und Befehle, so der König beschlossen hat, sollen
unverändert bleiben.
6:16
[17] Da befahl der König, daß man Daniel herbrächte; und sie
warfen ihn zu den Löwen in den Graben. Der König aber sprach zu
Daniel: Dein Gott, dem du ohne Unterlaß dienst, der helfe dir!
6:17
[18] Und sie brachten einen Stein, den legten sie vor die
Tür am Graben; den versiegelte der König mit seinem eigenen Ring
und mit dem Ring der Gewaltigen, auf daß nichts anderes mit
Daniel geschähe.
6:18
[19] Und der König ging weg in seine Burg und blieb
ungegessen und ließ auch kein Essen vor sich bringen, konnte auch
nicht schlafen.
6:19
[20] Des Morgens früh, da der Tag anbrach, stand der König
auf und ging eilend zum Graben, da die Löwen waren.
6:20
[21] Und als er zum Graben kam rief er Daniel mit kläglicher
Stimme. Und der König sprach zu Daniel: Daniel, du Knecht des
lebendigen Gottes, hat dich auch dein Gott, dem du ohne Unterlaß
dienst, können vor den Löwen erlösen?
6:21
[22] Daniel aber redete mit dem König: Der König lebe
ewiglich!
6:22
[23] Mein Gott hat seinen Engel gesandt, der den Löwen den
Rachen zugehalten hat, daß sie mir kein Leid getan haben; denn
vor ihm bin ich unschuldig erfunden; so habe ich auch wider dich,
Herr König, nichts getan.
6:23
[24] Da ward der König sehr froh und hieß Daniel aus dem
Graben ziehen. Und sie zogen Daniel aus dem Graben, und man
spürte keinen Schaden an ihm; denn er hatte seinem Gott vertraut.
6:24
[25] Da hieß er die Männer, so Daniel verklagt hatten,
herbringen und zu den Löwen in den Graben werfen samt ihren
Weibern und Kindern. Und ehe sie auf den Boden hinabkamen,
ergriffen sie die Löwen und zermalmten alle ihre Gebeine.
6:25
[26] Da ließ der König Darius schreiben allen Völkern,
Leuten und Zungen auf der ganzen Erde: "Viel Friede zuvor!
6:26
[27] Das ist mein Befehl, daß man in der ganzen Herrschaft
meines Königreiches den Gott Daniels fürchten und scheuen soll.
Denn er ist der lebendige Gott, der ewiglich bleibt, und sein
Königreich ist unvergänglich, und seine Herrschaft hat kein Ende.
6:27
[28] Er ist ein Erlöser und Nothelfer, und er tut Zeichen
und Wunder im Himmel und auf Erden. Der hat Daniel von den Löwen
erlöst."
6:28
[29] Und Daniel ward gewaltig im Königreich des Darius und
auch im Königreich des Kores, des Persers.
7:1
Im ersten Jahr Belsazers, des Königs zu Babel, hatte Daniel
einen Traum und Gesichte auf seinem Bett; und er schrieb den
Traum auf und verfaßte ihn also:
7:2
Ich, Daniel, sah ein Gesicht in der Nacht, und siehe, die
vier Winde unter dem Himmel stürmten widereinander auf dem großen
Meer.
7:3
Und vier große Tiere stiegen heraus aus dem Meer, ein jedes
anders denn das andere.
7:4
Das erste wie ein Löwe und hatte Flügel wie ein Adler. Ich
sah zu, bis daß ihm die Flügel ausgerauft wurden; und es ward von
der Erde aufgehoben, und es stand auf zwei Füßen wie ein Mensch,
und ihm ward ein menschlich Herz gegeben.
7:5
Und siehe, das andere Tier hernach war gleich einem Bären und
stand auf der einen Seite und hatte in seinem Maul unter seinen
Zähnen drei große, lange Zähne. Und man sprach zu ihm: Stehe auf
und friß viel Fleisch!
7:6
Nach diesem sah ich, und siehe, ein anderes Tier, gleich
einem Parder, das hatte vier Flügel wie ein Vogel auf seinem
Rücken, und das Tier hatte vier Köpfe; und ihm ward Gewalt
gegeben.
7:7
Nach diesem sah ich in diesem Gesicht in der Nacht, und
siehe, das vierte Tier war greulich und schrecklich und sehr
stark und hatte große eiserne Zähne, fraß um sich und zermalmte,
und das übrige zertrat's mit seinen Füßen; es war auch viel
anders denn die vorigen und hatte zehn Hörner.
7:8
Da ich aber die Hörner schaute, siehe, da brach hervor
zwischen ihnen ein anderes kleines Horn, vor welchen der vorigen
Hörner drei ausgerissen wurden; und siehe, dasselbe Horn hatte
Augen wie Menschenaugen und ein Maul, das redete große Dinge.
7:9
Solches sah ich, bis daß Stühle gesetzt wurden; und der Alte
setzte sich. Des Kleid war schneeweiß, und das Haar auf seinem
Haupt wie reine Wolle; sein Stuhl war eitel Feuerflammen, und
dessen Räder brannten mit Feuer.
7:10
Und von ihm her ging ein langer feuriger Strahl. Tausend mal
tausend dienten ihm, und zehntausend mal zehntausend standen vor
ihm. Das Gericht ward gehalten, und die Bücher wurden aufgetan.
7:11
Ich sah zu um der großen Reden willen, so das Horn redete;
ich sah zu bis das Tier getötet ward und sein Leib umkam und ins
Feuer geworfen ward
7:12
und der anderen Tiere Gewalt auch aus war; denn es war ihnen
Zeit und Stunde bestimmt, wie lange ein jegliches währen sollte.
7:13
Ich sah in diesem Gesicht des Nachts, und siehe, es kam
einer in des Himmels Wolken wie eines Menschen Sohn bis zu dem
Alten und ward vor ihn gebracht.
7:14
Der gab ihm Gewalt, Ehre und Reich, daß ihm alle Völker,
Leute und Zungen dienen sollten. Seine Gewalt ist ewig, die nicht
vergeht, und sein Königreich hat kein Ende.
7:15
Ich, Daniel, entsetzte mich davor, und solches Gesicht
erschreckte mich.
7:16
Und ich ging zu der einem, die dastanden, und bat ihn, daß
er mir von dem allem gewissen Bericht gäbe. Und er redete mit mir
und zeigte mir, was es bedeutete.
7:17
Diese vier großen Tiere sind vier Reiche, so auf Erden
kommen werden.
7:18
Aber die Heiligen des Höchsten werden das Reich einnehmen
und werden's immer und ewiglich besitzen.
7:19
Darnach hätte ich gern gewußt gewissen Bericht von dem
vierten Tier, welches gar anders war denn die anderen alle, sehr
greulich, das eiserne Zähne und eherne Klauen hatte, das um sich
fraß und zermalmte und das übrige mit seinen Füßen zertrat;
7:20
und von den zehn Hörnern auf seinem Haupt und von dem
andern, das hervorbrach, vor welchem drei abfielen; und das Horn
hatte Augen und ein Maul, das große Dinge redete, und war größer,
denn die neben ihm waren.
7:21
Und ich sah das Horn streiten wider die Heiligen, und es
behielt den Sieg wider sie,
7:22
bis der Alte kam und Gericht hielt für die Heiligen des
Höchsten, und die Zeit kam, daß die Heiligen das Reich einnahmen.
7:23
Er sprach also: Das vierte Tier wird das vierte Reich auf
Erden sein, welches wird gar anders sein denn alle Reiche; es
wird alle Lande fressen, zertreten und zermalmen.
7:24
Die Zehn Hörner bedeuten zehn Könige, so aus dem Reich
entstehen werden. Nach ihnen aber wird ein anderer aufkommen, der
wird gar anders sein denn die vorigen und wird drei Könige
demütigen.
7:25
Er wird den Höchsten Lästern und die Heiligen des Höchsten
verstören und wird sich unterstehen, Zeit und Gesetz zu ändern.
Sie werden aber in sein Hand gegeben werden eine Zeit und zwei
Zeiten und eine halbe Zeit.
7:26
Darnach wird das Gericht gehalten werden; da wird dann seine
Gewalt weggenommen werden, daß er zu Grund vertilgt und
umgebracht werde.
7:27
Aber das Reich, Gewalt und Macht unter dem ganzen Himmel
wird dem heiligen Volk des Höchsten gegeben werden, des Reich
ewig ist, und alle Gewalt wird ihm dienen und gehorchen.
7:28
Das war der Rede Ende. Aber ich, Daniel, ward sehr betrübt
in meinen Gedanken, und meine Gestalt verfiel; doch behielt ich
die Rede in meinem Herzen.
8:1
Im dritten Jahr des Königreichs des Königs Belsazer erschien
mir, Daniel, ein Gesicht nach dem, so mir zuerst erschienen war.
8:2
Ich war aber in solchem Gesicht zu Schloß Susan im Lande
Elam, am Wasser Ulai.
8:3
Und ich hob meine Augen auf und sah, und siehe, ein Widder
stand vor dem Wasser, der hatte zwei hohe Hörner, doch eins höher
denn das andere, und das höchste wuchs am letzten.
8:4
Ich sah, daß der Widder mit den Hörnern stieß gegen Abend,
gegen Mitternacht und gegen Mittag; und kein Tier konnte vor ihm
bestehen noch von seiner Hand errettet werden, sondern er tat,
was er wollte, und ward groß.
8:5
Und indem ich darauf merkte, siehe, da kommt ein Ziegenbock
vom Abend her über die ganze Erde, daß er die Erde nicht
berührte; und der Bock hatte ein ansehnliches Horn zwischen
seinen Augen.
8:6
Und er kam bis zu dem Widder der zwei Hörner hatte, den ich
stehen sah vor dem Wasser, und er lief in seinem Zorn gewaltig
auf ihn zu.
8:7
Und ich sah ihm zu, daß er hart an den Widder kam, und er
ergrimmte über ihn und stieß den Widder und zerbrach ihm seine
zwei Hörner. Und der Widder hatte keine Kraft, daß er vor ihm
hätte können bestehen; sondern er warf ihn zu Boden und zertrat
ihn und niemand konnte den Widder von seiner Hand erretten.
8:8
Und der Ziegenbock ward sehr groß. Und da er am stärksten
geworden war, zerbrach das große Horn, und wuchsen ihm an seiner
Statt vier ansehnliche gegen die vier Winde des Himmels.
8:9
Und aus einem wuchs ein kleines Horn; das ward sehr groß
gegen Mittag, gegen Morgen und gegen das werte Land.
8:10
Und es wuchs bis an des Himmels Heer und warf etliche davon
und von den Sternen zur Erde und zertrat sie.
8:11
Ja es wuchs bis an den Fürsten des Heeres und nahm von ihm
weg das tägliche Opfer und verwüstete die Wohnung seines
Heiligtums.
8:12
Es ward ihm aber solche Macht gegeben wider das tägliche
Opfer um der Sünde willen, daß es die Wahrheit zu Boden schlüge
und, was es tat, ihm gelingen mußte.
8:13
Ich hörte aber einen Heiligen reden; und ein Heiliger sprach
zu dem, der da redete: Wie lange soll doch währen solch Gesicht
vom täglichen Opfer und von der Sünde, um welcher willen diese
Verwüstung geschieht, daß beide, das Heiligtum und das Heer
zertreten werden?
8:14
Und er antwortete mir: Bis zweitausend dreihundert Abende
und Morgen um sind; dann wird das Heiligtum wieder geweiht
werden.
8:15
Und da ich, Daniel, solch Gesicht sah und hätte es gern
verstanden, siehe, da stand's vor mir wie ein Mann.
8:16
Und ich hörte mitten vom Ulai her einen mit Menschenstimme
rufen und sprechen: Gabriel, lege diesem das Gesicht aus, daß
er's verstehe!
8:17
Und er trat nahe zu mir. Ich erschrak aber, da er kam, und
fiel auf mein Angesicht. Er aber sprach zu mir: Merke auf, du
Menschenkind! denn dies Gesicht gehört in die Zeit des Endes.
8:18
Und da er mit mir redete, sank ich in eine Ohnmacht zur Erde
auf mein Angesicht. Er aber rührte mich an und richtete mich auf,
daß ich stand.
8:19
Und er sprach: Siehe, ich will dir zeigen, wie es gehen wird
zur Zeit des letzten Zorns; denn das Ende hat seine bestimmte
Zeit.
8:20
Der Widder mit den zwei Hörnern, den du gesehen hast, sind
die Könige in Medien und Persien.
8:21
Der Ziegenbock aber ist der König in Griechenland. Das Horn
zwischen seinen Augen ist der erste König.
8:22
Daß aber vier an seiner Statt standen, da es zerbrochen war,
bedeutet, daß vier Königreiche aus dem Volk entstehen werden,
aber nicht so mächtig, wie er war.
8:23
In der letzten Zeit ihres Königreiches, wenn die Übertreter
überhandnehmen, wird aufkommen ein frecher und tückischer König.
8:24
Der wird mächtig sein, doch nicht durch seine Kraft; er wird
greulich verwüsten, und es wird ihm gelingen, daß er's ausrichte.
Er wird die Starken samt dem heiligen Volk verstören.
8:25
Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er
wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er
viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen
Fürsten; aber er wird ohne Hand zerbrochen werden.
8:26
Dies Gesicht vom Abend und Morgen das dir gesagt ist, das
ist wahr; aber du sollst das Gesicht heimlich halten, denn es ist
noch eine lange Zeit dahin.
8:27
Und ich, Daniel, ward schwach und lag etliche Tage krank.
Darnach stand ich auf und richtete aus des Königs Geschäft. Und
verwunderte mich des Gesichts; und war niemand da, der mir's
auslegte.
9:1
Im ersten Jahr des Darius, des Sohnes Ahasveros, aus der
Meder Stamm, der über das Königreich der Chaldäer König ward,
9:2
in diesem ersten Jahr seines Königreiches merkte ich, Daniel,
in den Büchern auf die Zahl der Jahre, davon der HERR geredet
hatte zum Propheten Jeremia, daß Jerusalem sollte siebzig Jahre
wüst liegen.
9:3
Und ich kehrte mich zu Gott dem HERRN, zu beten und zu flehen
mit Fasten im Sack und in der Asche.
9:4
Ich betete aber zu dem HERRN, meinem Gott, bekannte und
sprach: Ach lieber HERR, du großer und schrecklicher Gott, der du
Bund und Gnade hältst denen, die dich lieben und deine Gebote
halten:
9:5
wir haben gesündigt, unrecht getan, sind gottlos gewesen und
abtrünnig geworden; wir sind von deinen Geboten und Rechten
gewichen.
9:6
Wir gehorchten nicht deinen Knechten, den Propheten, die in
deinem Namen unsern Königen, Fürsten, Vätern und allem Volk im
Lande predigten.
9:7
Du, HERR, bist gerecht, wir aber müssen uns schämen; wie es
denn jetzt geht denen von Juda und denen von Jerusalem und dem
ganzen Israel, denen, die nahe und fern sind in allen Landen,
dahin du sie verstoßen hast um ihrer Missetat willen, die sie an
dir begangen haben.
9:8
Ja, HERR, wir, unsre Könige, unsre Fürsten und unsre Väter
müssen uns schämen, daß wir uns an dir versündigt haben.
9:9
Dein aber, HERR, unser Gott, ist die Barmherzigkeit und
Vergebung. Denn wir sind abtrünnig geworden
9:10
und gehorchten nicht der Stimme des HERRN, unsers Gottes,
daß wir gewandelt hätten in seinem Gesetz, welches er uns
vorlegte durch seine Knechte, die Propheten;
9:11
sondern das ganze Israel übertrat dein Gesetz, und sie
wichen ab, daß sie deiner Stimme nicht gehorchten. Darum trifft
uns auch der Fluch und Schwur, der geschrieben steht im Gesetz
Moses, des Knechtes Gottes, weil wir an ihm gesündigt haben.
9:12
Und er hat seine Worte gehalten, die er geredet hat wider
uns und unsre Richter, die uns richten sollten, daß er so großes
Unglück über uns hat gehen lassen, daß desgleichen unter dem
ganzen Himmel nicht geschehen ist, wie über Jerusalem geschehen
ist.
9:13
Gleichwie es geschrieben steht im Gesetz Mose's, so ist all
dies große Unglück über uns gegangen. So beteten wir auch nicht
vor dem HERRN, unserm Gott, daß wir uns von den Sünden bekehrten
und auf deine Wahrheit achteten.
9:14
Darum ist der HERR auch wach gewesen mit diesem Unglück und
hat's über uns gehen lassen. Denn der HERR, unser Gott, ist
gerecht in allen seinen Werken, die er tut; denn wir gehorchten
seiner Stimme nicht.
9:15
Und nun, HERR, unser Gott, der du dein Volk aus Ägyptenland
geführt hast mit starker Hand und hast dir einen Namen gemacht,
wie er jetzt ist: wir haben ja gesündigt und sind leider gottlos
gewesen.
9:16
Ach HERR, um aller deiner Gerechtigkeit willen wende ab
deinen Zorn und Grimm von deiner Stadt Jerusalem und deinem
heiligen Berge. Denn um unsrer Sünden willen und um unsrer Väter
Missetat willen trägt Jerusalem und dein Volk Schmach bei allen,
die um uns her sind.
9:17
Und nun, unser Gott, höre das Gebet deines Knechtes und sein
Flehen, und siehe gnädig an dein Heiligtum, das verstört ist, um
des HERRN willen.
9:18
Neige dein Ohr, mein Gott, und höre, tue deine Augen auf und
sieh, wie wir verstört sind und die ganze Stadt, die nach deinem
Namen genannt ist. Denn wir liegen vor dir mit unserm Gebet,
nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große
Barmherzigkeit.
9:19
Ach HERR, höre, ach HERR, sei gnädig, ach HERR, merke auf
und tue es, und verzieh nicht um deiner selbst willen, mein Gott!
denn deine Stadt und dein Volk ist nach deinem Namen genannt.
9:20
Als ich noch so redete und betete und meine und meines Volks
Israel Sünde bekannte und lag mit meinem Gebet vor dem HERRN,
meinem Gott, um den heiligen Berg meines Gottes,
9:21
eben da ich so redete in meinem Gebet, flog daher der Mann
Gabriel, den ich zuvor gesehen hatte im Gesicht, und rührte mich
an um die Zeit des Abendopfers.
9:22
Und er unterrichtete mich und redete mit mir und sprach:
Daniel, jetzt bin ich ausgegangen, dich zu unterrichten.
9:23
Den da du anfingst zu beten, ging dieser Befehl aus, und ich
komme darum, daß ich dir's anzeige; denn du bist lieb und wert.
So merke nun darauf, daß du das Gesicht verstehest.
9:24
Siebzig Wochen sind bestimmt über dein Volk und über die
heilige Stadt, so wird dem Übertreten gewehrt und die Sünde
abgetan und die Missetat versöhnt und die ewige Gerechtigkeit
gebracht und die Gesichte und Weissagung versiegelt und ein
Hochheiliges gesalbt werden.
9:25
So wisse nun und merke: von der Zeit an, da ausgeht der
Befehl, daß Jerusalem soll wieder gebaut werden, bis auf den
Gesalbten, den Fürsten, sind sieben Wochen; und zweiundsechzig
Wochen, so werden die Gassen und Mauern wieder gebaut werden,
wiewohl in kümmerlicher Zeit.
9:26
Und nach den zweiundsechzig Wochen wird der Gesalbte
ausgerottet werden und nichts mehr sein. Und das Volk eines
Fürsten wird kommen und die Stadt und das Heiligtum verstören,
daß es ein Ende nehmen wird wie durch eine Flut; und bis zum Ende
des Streits wird's wüst bleiben.
9:27
Er wird aber vielen den Bund stärken eine Woche lang. Und
mitten in der Woche wird das Opfer und Speisopfer aufhören. Und
bei den Flügeln werden stehen Greuel der Verwüstung, bis das
Verderben, welches beschlossen ist, sich über die Verwüstung
ergießen wird.
10:1
Im dritten Jahr des Königs Kores aus Persien ward dem Daniel,
der Beltsazar heißt, etwas offenbart, das gewiß ist und von
großen Sachen; und er merkte darauf und verstand das Gesicht
wohl.
10:2
Zur selben Zeit war ich, Daniel, traurig drei Wochen lang.
10:3
Ich aß keine leckere Speise, Fleisch und Wein kam nicht in
meinen Mund, und salbte mich auch nie, bis die drei Wochen um
waren.
10:4
Und am vierundzwanzigsten Tage des Monats war ich bei dem
großen Wasser Hiddekkel
10:5
und hob meine Augen auf und sah, und siehe, da stand ein Mann
in Leinwand und hatte einen goldenen Gürtel um seine Lenden.
10:6
Sein Leib war wie Türkis, sein Antlitz wie ein Blitz, seine
Augen wie feurige Fackeln, seine Arme und Füße wie helles,
glattes Erz, und seine Rede war wie ein großes Getön.
10:7
Ich, Daniel, aber sah solch Gesicht allein, und die Männer,
so bei mir waren, sahen's nicht; doch fiel ein großer Schrecken
über sie, daß sie flohen und sich verkrochen.
10:8
Und ich blieb allein und sah dies große Gesicht. Es blieb
aber keine Kraft in mir, und ich ward sehr entstellt und hatte
keine Kraft mehr.
10:9
Und ich hörte seine Rede; und in dem ich sie hörte, sank ich
ohnmächtig auf mein Angesicht zur Erde.
10:10
Und siehe, eine Hand rührte mich an und half mir auf die
Kniee und auf die Hände,
10:11
und er sprach zu mir: Du, lieber Daniel, merke auf die
Worte, die ich mit dir rede, und richte dich auf; denn ich bin
jetzt zu dir gesandt. Und da er solches mit mir redete, richtete
ich mich auf und zitterte.
10:12
Und er sprach zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel; denn von
dem ersten Tage an, da du von Herzen begehrtest zu verstehen und
dich kasteitest vor deinem Gott, sind deine Worte erhört; und ich
bin gekommen um deinetwillen.
10:13
Aber der Fürst des Königreiches im Perserland hat mir
einundzwanzig Tage widerstanden; und siehe, Michael, der
vornehmsten Fürsten einer, kam mir zu Hilfe; da behielt ich den
Sieg bei den Königen in Persien.
10:14
Nun aber komme ich, daß ich dich unterrichte, wie es deinem
Volk hernach gehen wird; denn das Gesicht wird erst nach etlicher
Zeit geschehen.
10:15
Und als er solches mit mir redete, schlug ich mein Angesicht
nieder zur Erde und schwieg still.
10:16
Und siehe, einer, gleich einem Menschen, rührte meine Lippen
an. Da tat ich meinen Mund auf und redete und sprach zu dem, der
vor mir stand: Mein HERR, meine Gelenke beben mir über dem
Gesicht, und ich habe keine Kraft mehr;
10:17
und wie kann der Knecht meines HERRN mit meinem HERRN reden,
weil nun keine Kraft mehr in mir ist und ich auch keinen Odem
mehr habe?
10:18
Da rührte einer, gleich wie ein Mensch gestaltet, mich
abermals an und stärkte mich
10:19
und sprach: Fürchte dich nicht, du lieber Mann! Friede sei
mit dir! Und sei getrost, sei getrost! Und als er mit mir redete,
ermannte ich mich und sprach: Mein HERR rede! denn du hast mich
gestärkt.
10:20
Und er sprach: Weißt du auch, warum ich zu dir gekommen bin?
Jetzt will ich wieder hin und mit dem Fürsten in Perserland
streiten; aber wenn ich wegziehe, siehe, so wird der Fürst von
Griechenland kommen.
10:21
Doch ich will dir anzeigen, was geschrieben ist, was gewiß
geschehen wird. Und es ist keiner, der mir hilft wider jene, denn
euer Fürst Michael,
11:1
Denn ich stand ihm bei im ersten Jahr des Darius, des Meders,
daß ich ihm hülfe und ihn stärkte.
11:2
Und nun will ich dir anzeigen, was gewiß geschehen soll.
Siehe, es werden drei Könige in Persien aufstehen; der vierte
aber wird den größern Reichtum haben denn alle andern; und wenn
er in seinem Reichtum am mächtigsten ist, wird er alles wider das
Königreich in Griechenland erregen.
11:3
Darnach wird ein mächtiger König aufstehen und mit großer
Macht herrschen, und was er will, wir er ausrichten.
11:4
Und wenn er aufs Höchste gekommen ist, wird sein Reich
zerbrechen und sich in alle vier Winde des Himmels zerteilen,
nicht auf seine Nachkommen, auch nicht mit solcher Macht, wie sie
gewesen ist; denn sein Reich wird ausgerottet und Fremden zuteil
werden.
11:5
Und der König gegen Mittag, welcher ist seiner Fürsten einer,
wird mächtig werden; aber gegen ihn wird einer auch mächtig sein
und herrschen, dessen Herrschaft wird groß sein.
11:6
Nach etlichen Jahren aber werden sie sich miteinander
befreunden; die Tochter des Königs gegen Mittag wird kommen zum
König gegen Mitternacht, Einigkeit zu machen. Aber ihr wird die
Macht des Arms nicht bleiben, dazu wird er und sein Arm nicht
bestehen bleiben; sondern sie wird übergeben werden samt denen,
die sie gebracht haben, und dem, der sie erzeugt hat, und dem,
der sie eine Weile mächtig gemacht hat.
11:7
Es wird aber der Zweige einer von ihrem Stamm aufkommen; der
wird kommen mit Heereskraft und dem König gegen Mitternacht in
seine Feste fallen und wird's ausrichten und siegen.
11:8
Auch wird er ihre Götter und Bilder samt den köstlichen
Kleinoden, silbernen und goldenen, wegführen nach Ägypten und
etliche Jahre vor dem König gegen Mitternacht wohl stehen
bleiben.
11:9
Und dieser wird ziehen in das Reich des Königs gegen Mittag,
aber wieder in sein Land umkehren.
11:10
Aber seine Söhne werden zornig werden und große Heere
zusammenbringen; und der eine wird kommen und wie eine Flut
daherfahren und wiederum Krieg führen bis vor seine Feste.
11:11
Da wird der König gegen Mittag ergrimmen und ausziehen und
mit dem König gegen Mitternacht streiten und wird einen solchen
großen Haufen zusammenbringen, daß ihm jener Haufe wird in seine
Hand gegeben,
11:12
Und wird den Haufen wegführen. Des wird sich sein Herz
überheben, daß er so viele Tausende darniedergelegt hat; aber
damit wird er sein nicht mächtig werden.
11:13
Denn der König gegen Mitternacht wird wiederum einen
größeren Haufen zusammenbringen, als der vorige war; und nach
etlichen Jahren wird er daherziehen mit großer Heereskraft und
mit großem Gut.
11:14
Und zur selben Zeit werden sich viele wider den König gegen
Mittag setzen; auch werden sich Abtrünnige aus deinem Volk
erheben und die Weissagung erfüllen, und werden fallen.
11:15
Also wird der König gegen Mitternacht daherziehen und einen
Wall aufschütten und eine feste Stadt gewinnen; und die
Mittagsheere werden's nicht können wehren, und sein bestes Volk
wird nicht können widerstehen;
11:16
sondern der an ihn kommt, wird seinen Willen schaffen, und
niemand wird ihm widerstehen können. Er wird auch in das werte
Land kommen und wird's vollenden durch seine Hand.
11:17
Und wird sein Angesicht richten, daß er mit der Macht seines
ganzen Königreichs komme. Aber er wird sich mit ihm vertragen und
wird ihm seine Tochter zum Weibe geben, daß er ihn verderbe; aber
es wird ihm nicht geraten und wird nichts daraus werden.
11:18
Darnach wird er sich kehren wider die Inseln und deren viele
gewinnen. Aber ein Fürst wird ihn lehren aufhören mit Schmähen,
daß er nicht mehr schmähe.
11:19
Also wird er sich wiederum kehren zu den Festen seines
Landes und wird sich stoßen und fallen, daß ihn niemand finden
wird.
11:20
Und an seiner Statt wird einer aufkommen, der wird einen
Schergen sein herrliches Reich durchziehen lassen; aber nach
wenigen Tagen wird er zerbrochen werden, doch weder durch Zorn
noch durch Streit.
11:21
An des Statt wird aufkommen ein Ungeachteter, welchem die
Ehre des Königreichs nicht zugedacht war; der wird mitten im
Frieden kommen und das Königreich mit süßen Worten einnehmen.
11:22
Und die Heere, die wie eine Flut daherfahren, werden von ihm
wie mit einer Flut überfallen und zerbrochen werden, dazu auch
der Fürst, mit dem der Bund gemacht war.
11:23
Denn nachdem er mit ihm befreundet ist, wird er listig gegen
ihn handeln und wird heraufziehen und mit geringem Volk ihn
überwältigen,
11:24
und es wird ihm gelingen, daß er in die besten Städte des
Landes kommen wird; und wird's also ausrichten, wie es weder
seine Väter noch seine Voreltern tun konnten, mit Rauben,
Plündern und Ausbeuten; und wird nach den allerfestesten Städten
trachten, und das eine Zeitlang.
11:25
Und er wird seine Macht und sein Herz wider den König gegen
Mittag erregen mit großer Heereskraft; aber er wird nicht
bestehen, denn es werden Verrätereien wider ihn gemacht.
11:26
Und eben die sein Brot essen, die werden ihn helfen
verderben und sein Heer unterdrücken, daß gar viele erschlagen
werden.
11:27
Und beider Könige Herz wird denken, wie sie einander Schaden
tun, und werden an einem Tische fälschlich miteinander reden. Es
wird ihnen aber nicht gelingen; denn das Ende ist noch auf eine
andere Zeit bestimmt.
11:28
Darnach wird er wiederum heimziehen mit großem Gut und sein
Herz richten wider den heiligen Bund; da wird er es ausrichten
und also heim in sein Land ziehen.
11:29
Darnach wird er zu gelegener Zeit wieder gegen Mittag
ziehen; aber es wird ihm zum andernmal nicht geraten wie zum
erstenmal.
11:30
Denn es werden Schiffe aus Chittim wider ihn kommen, daß er
verzagen wird und umkehren muß. Da wird er wider den heiligen
Bund ergrimmen und wird's nicht ausrichten; und wird sich umsehen
und an sich ziehen, die den heiligen Bund verlassen.
11:31
Und es werden seine Heere daselbst stehen; die werden das
Heiligtum in der Feste entweihen und das tägliche Opfer abtun und
einen Greuel der Verwüstung aufrichten.
11:32
Und er wird heucheln und gute Worte geben den Gottlosen, so
den Bund übertreten. Aber die vom Volk, so ihren Gott kennen,
werden sich ermannen und es ausrichten.
11:33
Und die Verständigen im Volk werden viele andere lehren;
darüber werden sie fallen durch Schwert, Feuer, Gefängnis und
Raub eine Zeitlang.
11:34
Und wenn sie so fallen, wird ihnen eine kleine Hilfe
geschehen; aber viele werden sich zu ihnen tun betrüglich.
11:35
Und der Verständigen werden etliche fallen, auf daß sie
bewährt, rein und lauter werden, bis daß es ein Ende habe; denn
es ist noch eine andere Zeit vorhanden.
11:36
Und der König wird tun, was er will, und wird sich erheben
und aufwerfen wider alles, was Gott ist; und wider den Gott aller
Götter wird er greulich reden; und es wird ihm gelingen, bis der
Zorn aus sei; denn es muß geschehen, was beschlossen ist.
11:37
Und die Götter seiner Väter wird er nicht achten; er wird
weder Frauenliebe noch irgend eines Gottes achten; denn er wird
sich wider alles aufwerfen.
11:38
Aber anstatt dessen wird er den Gott der Festungen ehren;
denn er wird einen Gott, davon seine Väter nichts gewußt haben,
ehren mit Gold, Silber, Edelsteinen und Kleinoden
11:39
und wird denen, so ihm helfen die Festungen stärken mit dem
fremden Gott, den er erwählt hat, große Ehre tun und sie zu
Herren machen über große Güter und ihnen das Land zum Lohn
austeilen.
11:40
Und am Ende wird sich der König gegen Mittag mit ihm messen;
und der König gegen Mitternacht wird gegen ihn stürmen mit Wagen,
Reitern und vielen Schiffen und wird in die Länder fallen und
verderben und durchziehen
11:41
und wird in das werte Land fallen, und viele werden
umkommen. Diese aber werden seiner Hand entrinnen: Edom, Moab und
die Vornehmsten der Kinder Ammon.
11:42
Und er wird seine Hand ausstrecken nach den Ländern, und
Ägypten wird ihm nicht entrinnen;
11:43
sondern er wird herrschen über die goldenen und silbernen
Schätze und über alle Kleinode Ägyptens; Libyer und Mohren werden
in seinem Zuge sein.
11:44
Es wird ihn aber ein Geschrei erschrecken von Morgen und
Mitternacht; und er wird mit großem Grimm ausziehen, willens,
viele zu vertilgen und zu verderben.
11:45
Und er wird den Palast seines Gezeltes aufschlagen zwischen
zwei Meeren um den werten heiligen Berg, bis es mit ihm ein Ende
werde; und niemand wird ihm helfen.
12:1
Zur selben Zeit wird der große Fürst Michael, der für die
Kinder deines Volkes steht, sich aufmachen. Denn es wird eine
solche trübselige Zeit sein, wie sie nicht gewesen ist, seitdem
Leute gewesen sind bis auf diese Zeit. Zur selben Zeit wird dein
Volk errettet werden, alle, die im Buch geschrieben stehen.
12:2
Und viele, so unter der Erde schlafen liegen, werden
aufwachen: etliche zum ewigen Leben, etliche zu ewiger Schmach
und Schande.
12:3
Die Lehrer aber werden leuchten wie des Himmels Glanz, und
die, so viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und
ewiglich.
12:4
Und du, Daniel, verbirg diese Worte und versiegle diese
Schrift bis auf die Letzte Zeit; so werden viele darüberkommen
und großen Verstand finden.
12:5
Und ich, Daniel, sah, und siehe, es standen zwei andere da,
einer an diesem Ufer des Wassers, der andere an jenem Ufer.
12:6
Und er sprach zu dem in leinenen Kleidern, der über den
Wassern des Flusses stand: Wann will's denn ein Ende sein mit
solchen Wundern?
12:7
Und ich hörte zu dem in leinenen Kleidern, der über den
Wassern des Flusses stand; und er hob seine rechte und linke Hand
auf gen Himmel und schwur bei dem, der ewiglich lebt, daß es eine
Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit währen soll; und wenn
die Zerstreuung des heiligen Volkes ein Ende hat, soll solches
alles geschehen.
12:8
Und ich hörte es; aber ich verstand's nicht und sprach: Mein
Herr, was wird darnach werden?
12:9
Er aber sprach: Gehe hin, Daniel; denn es ist verborgen und
versiegelt bis auf die letzte Zeit.
12:10
Viele werden gereinigt, geläutert und bewährt werden; und
die Gottlosen werden gottlos Wesen führen, und die Gottlosen alle
werden's nicht achten; aber die Verständigen werden's achten.
12:11
Und von der Zeit an, wenn das tägliche Opfer abgetan und ein
Greuel; der Verwüstung aufgerichtet wird, sind tausend
zweihundertundneunzig Tage.
12:12
Wohl dem, der da wartet und erreicht tausend dreihundert und
fünfunddreißig Tage!
12:13
Du aber, Daniel, gehe hin, bis das Ende komme; und ruhe, daß
du aufstehst zu deinem Erbteil am Ende der Tage!
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